Mittwoch, 24. Juni 2020

Im Norden nichts Neues

Undeutlich meine ich mich zu erinnern, schon einmal erwähnt zu haben, dass es hier Nachbarinnen und Nachbarn gibt, die ich vergleichsweise wenig ins Herz geschlossen habe. Normalerweise relativiert die Blödheit der einen oftmals die der anderen. Heute jedoch sah es so aus, als wollten sich die üblichen Verdächtigen im Dämlichkeitslimbo in Echtzeit messen. Die eine Partei kündigte gestern Nachmittag an, heute früh mit dem Aufbuddeln des Vorplatzes (direkt vor meiner Küche) beginnen zu lassen. „Sollte jemand von euch dadurch Unannehmlichkeiten haben, tut uns das Leid“ war nicht anders zu interpretieren als: kümmert uns nicht für einen Sechser, wenn ihr dadurch gestört werdet. So begannen die Arbeiter morgens - nicht ganz so früh wie geplant, aber pünktlich zu meinem Arbeitsbeginn - ihr lautstarkes Werk, fast genauso lautstark kommentiert von ihren Auftraggebern, die in bester Gutsherrenart Anmerkungen von sich gaben. Fun Fact am Rande: die Fahrzeuge des Personals standen so schlecht geparkt, dass die Schülerinnen und Schüler auf dem Weg zu ihrem letzten Schultag dieser Saison über Poller und Grundstücksmarkierungen steigen mussten. Es war also in vielerlei Hinsicht störend, für mich jedoch so, dass ich meinen angestammten Arbeitsplatz nicht nutzen konnte, wenn ich vorhatte, in Ansätzen produktiv zu werden. Ich beschloss, stattdessen auf den Balkon auszuweichen. Dort waren die Arbeiten zwar auch zu hören, aber nicht ganz so durchdringend. Eine Viertelstunde ging es gut. Dann wiederum beschloss die Nachbarin, die maximal von mir entfernt wohnt und die wir angemessen liebevoll „Stalin“ nennen, auf ihrem Balkon freisprechend mit einer Freundin/Kollegin o.ä. zu telefonieren. Sagen wir so: ich weiß jetzt zu welcher Zeit die Gesprächsteilnehmerin mittags eine Pause und in der Zeit „Telegymnastik“ macht - und viele spannende Dinge mehr. Bei der Lautstärke, die ich noch weit entfernt gehört habe, hätte es mir mit dem Lautsprecher in der Nähe mindestens ein Ohr weggeflext. Reuevoll zog ich wieder zu meinem Stammplatz, um dort festzustellen, dass Arbeiten auch nur bedingt möglich ist. Und so ging das Spiel wieder von vorne los. Heute dürfte sich das Finanzamt nicht beschweren: die Pendlerpauschale habe ich mir zumindest an einem der ca. 220 Arbeitstage des Jahres 2020 mehr als verdient.

Hübsch ist es ja. Aber das sonstige Umfeld lässt Raum nach oben.

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