Montag, 30. April 2018

Vom Feeling her ein gutes Gefühl

Gut beschreibt es eigentlich nicht. Richtig ist wohl besser. Es trifft sich nicht, wenn ich mich gerade im blubbernden Sumpf aus Rücken-/Becken-/Hüftschmerzen, beruflicher und privater Sinnfragen befinde, dass der Gatte anfragt, ob ich Zeit für ein Gespräch habe. Zumal die Art der Anfrage mich bereits erahnen ließ, was er von mir wollen könnte. Zur Sicherheit fragte ich dennoch die Kinder, ob sie es vielleicht wissen. Sie wussten nicht. Aber ihre Neugier war zumindest zu 50% geweckt. Gestern um 14 Uhr sollte ich also Zeit finden. Da ich aushäusig übernachtet hatte, handelte ich noch ein c.t. aus. Nie war er pünktlich, gestern schon. Punkt 14 Uhr Showtime. Ich war zum Glück schon zuhause. Und das, obwohl ich dem Sohn auf dem Weg noch zwei Portionen Asia-Nudeln mit Gemüse mitgebracht hatte. Um der Neugier des Kindes zu entgehen, schlug der Vater (von manchen auch lieblos KV genannt) den Balkon vor. Der Sohn geht außer zum Rauchen freiwillig nie auf den Balkon; gestern schnappte er sich Teller und Stäbchen und begleitete seine Eltern. Auffordernd sah er unseren Gast an. Der parlierte über Diverses und offenbarte dabei - wenig überraschend, keine Ahnung von unserem Leben und auch kein übertriebenes Interesse daran zu haben. Stattdessen erzählte er, wie er Freunden und Kollegen gegenüber mit den schulischen Erfolgen seines Sohnes angebe. Er sei sich „relativ sicher, dass der Sohn seinen Weg machen werde“. Wenn das als Motivation gemeint war, hätte ich „relativ“ einfach einmal vogelwild weggelassen. Aber woher soll er es auch wissen? Meine Laune sank weiter. Den Vater überraschte außerdem, dass Organisatorisches auch bei Teenagern noch immer nahezu ausschließlich bei mir liegt. Hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass ich alles an mich reiße. Irgendwann wurde der Sohn weggelockt und sein Vater konnte mit der Sprache herausrücken: er wolle die Scheidung. Was ich dazu sage? Ich erwiderte, meine Meinung dazu habe sich seit unserem letzten Gespräch darüber nicht geändert. Erwartungsgemäß erinnerte er sich an dieses nicht. Ich wiederholte, was ich damals gesagt hatte. Dass er sich dieses Ansinnen gerne auf Wiedervorlage legen könne, wenn die Kinder ausgezogen seien. Solange ich jedoch 24/7-Elternteil sei, sei ich nicht bereit, ihn finanziell besser und mich schlechter zu stellen. Denn das empfinde ich als „unfair“, um seine Worte über seine Situation (ungeschieden) zu zitieren. Das habe er nie gesagt. „Ach, plötzlich erinnerst du dich doch wieder an das Gespräch?“. Natürlich ärgerte mich das Ganze. Und doch war mein erster Gedanke: ich kann mich noch auf meine Intuition verlassen. Und der zweite: dann feiere ich Ende August - sozusagen als House Cooling - meinen letzten Hochzeitstag. Den zwanzigsten. Muss man auch erstmal schaffen.

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