Sonntag, 29. April 2018

So geht‘s natürlich auch

Seit dem letzten Spätsommer freute ich mich auf letzten Freitag. Nachdem es bereits im Sommer für das darauffolgende Jahr keine Karten mehr für die Elbphilharmonie gab, tat sich mit Lübeck eine erfreuliche Alternative auf. War irgendwie klar, dass mich kurz vor dem heiß ersehnten Termin eine Unpässlichkeit ereilte, die Doktor S. aus HH als leichten Bandscheibenvorfall diagnostizierte. Zu allem Überfluss musste er außerdem noch äußern, meine Rückenmuskulatur befinde sich in einem beklagenswert abgewirtschafteten Zustand. Dinge, die man weiß und dennoch oder deswegen nicht hören möchte. In jedem Fall sah es nicht gut aus für meine Teilnahme am Element of Crime-Konzert. Doch da bot die beste aller Nachbarinnen den Krankentransport an. Zusätzlich checkte ich vom Krankenlager aus virtuell und telefonisch die örtlichen Gegebenheiten. In diesem Zusammenhang muss ich ein Loblied auf die Provinz singen: nicht nur, dass alle ob meiner Fragerunde nicht genervt, sondern sehr freundlich waren und blieben. Die Musik- und Kongresshalle Lübeck, von den Einheimischen liebevoll MuK genannt, hält sogar Parkplätze direkt vor deren Eingangstür bereit (kostenlos!). Deren Vakanzen man online in Echtzeit recherchieren kann. So wagten wir das Experiment. Das Publikum („Das Akademikerpublikum hier“ wie ich im Vorbeigehen hörte) war anders als Lokalität und Personal identisch mit dem in der größeren Hansestadt: nie sah man pro Quadratmeter eine höhere Deutschlehrerdichte, nur sporadisch durch die Fächer Geschichte und/oder Geographie durchbrochen. Zwischendrin fühlte ich mich gar ein wenig wie bei Helge Schneider („Das Äffchen muss immer Trompete spielen.“), da das Paar hinter uns lediglich auf den Einsatz der Trompete wartete und diesen dann bei jeder Gelegenheit eifrig fotografisch dokumentierte. Die eine der beiden meinte, sie kenne nicht ein einziges Lied, geschweige denn Texte, sie sei nur des Blasinstruments wegen da. Wir konnten sie beruhigen: uns sei vermutlich jedes Lied bekannt und um unsere Textsicherheit sei es auch sehr gut bestellt. Wenn es nach dem Sohn geht, wird die Musik von Herrn Regener nicht dadurch (noch) schlechter, dass sie zusätzlich (und textsicher) aus unprofessionellen Kehlen kommt. Ein angeschlagener Lendenwirbelbereich mag vom Tanzen abhalten, aber nicht vom Mitsingen.



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