Mittwoch, 25. April 2018

Warum?

Als ich mich in den letzten Nächten aus Gründen schlaflos befand, stellte ich mir in der Endlosschleife all‘ die wichtigen Fragen des Daseins. Woher wissen die Vögel, wann es Zeit ist, Krach zu schlagen? Warum zwitschern sie überhaupt so laut? Und warum kommt dieser Punkt im Sommer, an dem sie es plötzlich nicht mehr tun? Kurzum, ich regredierte - hoffentlich nur ob der Schlaflosigkeit - zu einem dreijährigen Kind, das ständig die miese Warum-Frage stellt. Allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass ich mir die Fragen selbst stellte und nicht meine Familie damit terrorisierte.
Dunkel (!) meinte ich mich zu erinnern, dass das Gezwitscher mit ihrem Liebesleben zu tun habe. Das erklärte den Krach im Frühjahr, aber weniger den im Sommer. Vielleicht ist es ja ein unterschiedliches Zwitschern. Erst das Balzen und dann der Aufruf zur Nahrungsbeschaffung - von wegen immer mehr hungrige Mäuler zu stopfen und so. Wenn es so wäre, müsste es doch eine kurze Phase, sagen wir im späten Frühjahr oder frühen Sommer, geben, in der weder das eine noch das andere zutrifft. Aber vielleicht ist es mit Vogeljungen wie mit Pollen, sie treten zu verschobenen Zeiten auf. Während die eine Sorte noch wirbt, übernimmt die andere schon eifrig Elternpflichten. Dennoch erklärt sich mir nicht, warum der Radau im Stockfinsteren stattfinden muss, und mit der Dämmerung selbst zu dieser Jahreszeit fast Ruhe einkehrt. Weder erscheint es mir sonderlich sinnvoll, seine Vorzüge lautstark im Dunklen zu preisen. Das ist doch wie Elite Partner ohne Foto und ohne Diplom-Zeugnis. Noch kommt es mir plausibel vor, das Essen im Dunklen zu bestellen. Als ob man den Pizzaboten bei ausgefallener Straßenbeleuchtung ohne Angabe der Hausnummer bestellte. Mir scheint, ich habe das Prinzip nicht begriffen. Genauso wenig, wie ich verstehe, woher die ganzen Krachschläger wissen, wann sie loslegen und wann sie wieder aufhören müssen. Am Ende haben sie in ihren Wohnungen, Nestern oder Penthouses alle für uns Menschen aus der geratene Digitaluhren und -wecker. Ihr Vorteil ist, sie müssen nicht wissen, wie man sie auf Sommerzeit umstellt. Die brauchen sie wirklich nicht. So viel ist sicher. Selbst mir.

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