Montag, 19. Februar 2018

Chez nous

Wie schön! Am Samstag bekam ich von der Tochter eine Einladung zur Aufführung des Theaterstücks, an dem sie als Darstellerin beteiligt ist. Da ich in die Vorbereitungen nicht allzu stark einbezogen war, konnte mich am Sonntag von der Peinlichkeit einer Grundschulweihnachtsfeieraufführung bis hin zu Sie-Kommt-Ganz-Groß-Raus alles erwarten. Wobei ich die Tochter kennend mit beiden Extremen nicht wirklich rechnete. Ersteres wäre unwahrscheinlich, weil ich nie eine Einladung bekommen hätte, wenn sie mit ihrer Leistung nicht halbwegs zufrieden wäre. Zweiteres, weil es mir immer vorkam, als sei der soziale Aspekt des Projekts für sie wichtiger als der schauspielerische. Der Ausflug am Nachmittag erlöste mich aus dem Wohnungsputz, der aus Gründen nicht am Vortag stattfinden konnte. Schon allein dafür war die Aufführung gut. Doch sie wurde zusätzlich aufgewertet, weil ich gleichermaßen die töchterlichen Freunde wie länger nicht gesehene Dorfnachbarn traf. 
Die einleitenden Worte einer mir nicht bekannten Offiziellen ließen mich für das Stück nicht allzu sehr hoffen. Sie waren recht gestammelt. Mir bekannte Grundschulpädagogen weisen bei Aufführungen einen deutlich höheren Grad an Professionalität auf. Umso besser, dass das anschließende Stück - unabhängig von Mutterstolz - nicht nur gut vorbereitet war sondern auch sehr gut aus- und aufgeführt wurde. Zugegeben, Stolz war auch dabei, da die Tochter in ihrer Performance nicht gegenüber den anderen abfiel.

Im Rausgehen dann der Kommentar eines frankophonen Zuschauers vor mir: „Die, die Tochter gespielt hat, hat mir sehr gut gefallen. Sie hat das toll gemacht. Sie hat so was Frisches.“ Eigentlich wollte ich das Inkognito wahren, doch es platzte aus mir heraus, dass ich (in echt) die Mutter besagter Tochter sei. Zugegeben, man sieht es ihr/mir nicht an. Aber ein wenig weniger Überraschung hätte ich charmant gefunden. Wenn ich schon nicht ihre Schönheit für mich reklamieren kann, so doch bestimmt ihre Intelligenz (ich sage nur: identische Abiturnote). 
Einziger Nachteil des Ganzen: die häusliche Präsenz der Tochter wird sich nach Vollendung des Projekts jetzt noch weiter reduzieren. Aber ich kann eben nicht alles haben. Entweder eine etwas länger saubere Wohnung oder Anwesenheit der Kinder.

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