Samstag, 24. Februar 2018

Wird schon

Ohne vermessen klingen zu wollen, neben dem effizienten Krafteinsatz gehört zu meinen Kernkompetenzen, dass ich auf Zeit spielen kann. So zum Beispiel bei der Namensfindung der Kinder - einer schwereren Geburt als der eigentlichen - als ich so lange wartete, bis meine Vorschläge durchkamen. Zugegeben, Bauernopfer in Form von Zweit- und Drittnamen musste ich dabei in Kauf nehmen. Und auch aushalten, zeitweilig offiziell die Mutter eines namenlosen Kindes männlichen Geschlechts zu sein. Oder auch bei der Schullaufbahn des Sohnes. Einfach abzuwarten und im Wissen um die Fähigkeiten des Kindes darauf zu vertrauen, dass selbst Schule und Behörden diese irgendwann erkennen werden. Oder in jüngster Zeit bei der weiteren Ausbildung der Tochter. Schon seit sie etwa zwölf ist, bedrängt sie ihr Vater, sie müsse sich „jetzt aber langsam Gedanken machen, was sie werden wolle“. Unnötig zu erwähnen, dass der Druck seinerseits seit dem Sommer, mit dem Abiturzeugnis in der Tasche, nicht geringer geworden ist. Ich stellte mich auf eine Entscheidungsfindungsphase von etwa einem Jahr ein. Jetzt verkündete sie ihren Plan, sich im Wintersemester einzuschreiben. Die Langeweile bei ihrem Minijob half sicherlich. Einzig das Auftauchen geschätzter Prominenz sorgt dort für Abwechslung („Mama, ich habe mich nicht getraut, ihn nach der Treuekarte zu fragen.“; „Weißt du, dass er den gleichen veganen Schinken, den wir immer haben, gekauft hat?“).
Nur bei der Überwindung eigener Krankheit geht die Strategie nicht auf, fürchte ich. Da bekomme ich die Quittung für tagelanges Ignorieren. Und eine Lernkurve kann ich bei mir auch nicht feststellen.

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