Mittwoch, 19. April 2017

Vorbereitungen

Nun hat sie bei uns doch Einzug gehalten. Die Panik vor dem Abitur. Als ich gestern Abend nach Hause kam, empfing mich eine schniefende Tochter. Da ich sie länger nicht gesehen hatte, befürchtete ich, sie habe sich erkältet. Sie verneinte. Daraufhin dachte ich, die neue Liebe sei bereits vorbei und sie weine. Letzteres war korrekt, aber der Grund nicht. Sie schaffe es nicht, bis Donnerstag alles Notwendige für die Geschichtsklausur zu lernen. Ich bin nach wie vor sehr stolz auf mich, die Worte, die zaghaft in meinem Kopf herumspukten, nicht gesagt zu haben: "Vielleicht hättest du vor Dienstag mit dem Lernen anfangen sollen?" Ich werde wohl langsam altersweise. Stattdessen erinnerte ich sie an ihre Fähigkeiten und ihre guten, genau genommen sehr guten Noten im Vorfeld. Nur hat Vernunft in Zeiten der Panik und Hysterie wenig Bestand. Im Grunde blieb mir nichts, als mich aus der eigenen Küche zu trollen, denn dort lerne es sich am besten, hieß es. Wundert mich nicht. Gegen die vollgerümpelten Schreibtische der Kinder nimmt sich der Küchentisch geradezu klinisch aus. Als ich fortzog, war ich einigermaßen beruhigt, da die Angst der Empörung gewichen war: die Tochter schimpfte wieder mit der ihr eigenen Verve, dass die Zeitpläne des Hamburger Abiturs Mist seien, wenn die beiden lernintensivsten Klausuren zuerst kommen. Biologie heute (ihrerseits rein altruistischer Ärger) und Geschichte morgen (siehe oben). Meine Beschwichtigung, es sei doch gut, wenn man früh das Schlimmste hinter sich habe, verfing nicht. 
Egal, jetzt widme ich mich wieder meiner eigenen Abiturvorbereitung: wie ich den Abiball überstehe. Nicht nur, dass er mit dem Kindsvater peinlichkeitsfrei überstanden werden will; er findet auch noch genau am Tag des G 20-Gipfels statt. Meine Vorfreude steigt täglich.

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