Montag, 20. September 2021

Unverhofft

Überraschend, dass das Wochenende vor der Wahl mit so vielen Überraschungen aufwarten konnte.
Es ging bereits am Freitag los. Ich bekam einen Anruf von offizieller Stelle, ich habe doch meine Bereitschaft zur Wahlhilfe bekundet, ob mein Angebot noch stehe? Da seid Ihr Schnarchnasen nicht gerade früh dran, mein Interesse hatte ich Anfang des Jahres angemeldet, als ich noch hoffte, darüber an eine (ach, was sag‘ ich: zwei!) Impfung zu kommen. Ich begann meine Antwort zwar etwas schnippisch mit, das falle ihnen neun Tage vor der Wahl richtig früh ein, fuhr aber mit einer Einwilligung fort, als ich hörte, dass es zwei Schichten gebe. Ein klassischer Fall von „Nimm 2“.
Das Wochenendwunder ging weiter, denn nun hat mein Balkon einen Boden, der nicht nur schön ist, sondern bei dem man nicht mehr Gefahr läuft, durch morsches Holz oder Löcher in ebendiesem durchzubrechen. Die Arbeiten hierfür begannen am Freitag und setzten sich Samstag bis mittags fort. Die Reaktionen der Nachbarn lagen zwischen „Ah, das ist Holz, na, da muss ja der Reichtum ausgebrochen sein!“ (Woraus bestand der Belag denn vorher, El Blindo?) und „Ich habe auch noch ein Brett. Ob er das auch zurechtsägen könnte?“. Doch in ihren Reaktionen waren die direkten Nachbarn noch fast liebenswert gegen die Herrschaften der Hundewiese nebenan. Die dort häufig, aber leider nicht immer anzutreffende Dänische Dogge, ein schwarzes Kalb namens Aron mit einer gefühlten Stockhöhe von 1,80 m, und Rocky, den ich als Bulldogge verorte, stromerten - nicht angeleint und herrenlos, Ehrensache! - ob der Aktivität auf unseren Parkplatz. Selbst die Handwerker bekamen ein wenig Angst. Ich möchte mir die Reaktionen von Kindern gar nicht vorstellen. Irgendwann bequemten sich die Hundebesitzer, mal nach ihren besten Freunden zu sehen. Ich mahnte an, sie und ihre Biester befinden sich auf Privatgelände, und rechnete mit einer Entschuldigung. Doch nichts da. Arons Herrchen (in dem Fall passend, um die Größenverhältnisse aufzuzeigen), der mich ohnehin oft und gerne durch sein lautes „Aaaronnn!“-Geblöke von der Arbeit abhält, kanzelte mich ab: „Ja, und die dahinterstehende Attitüde ist uns auch wohlbekannt!“ Leider nicht bekannt genug, um sich auch an die Spielregeln zu halten. Egal, ich habe wieder einen schönen Balkon!
Ein wenig überraschend war zusätzlich, dass der Sohn nun auch Spinat isst. Ich hatte abends in großen Mengen Farfalle (mag er sonst auch nicht) mit Spinatsoße gekocht und damit gerechnet, noch tagelang selbst daran zu essen. Dann kam der Befund, er habe sich unterdessen an Spinat gewöhnt und finde ihn gar nicht so schlecht. Gar nicht so lange danach war der Topf leer. 
Verwunderlich auch, dass in dieses aktionsreiche Wochenende gestern noch ein Wandertag passte. Wenig verwunderlich hingegen, dass er wieder sehr schön war. Wir wurden zwar selbst in Norddeutschland wegen unseres Outfits kritisch beäugt (die kurze Hose der Reisebegleitung und meine offenen Schuhe), doch nie hätten wir öffentlich zugegeben, dass beides bei grauen 13° nicht hundertprozentig opportun war. Gegen Ende der zwölf Kilometer störte der sommerliche Dress ohnehin nicht mehr. Die vorbeilaufenden Gespräche waren oftmals sehr unterhaltsam und ließen mich manchmal über einen unauffälligen Richtungswechsel nachdenken. „Er möchte Melissa genannt werden.“
Wenig verblüffend, dass ich anschließend noch etwas arbeiten musste. Ohne diese Routine wäre ich gut ausgekommen. Ein Wochenende kann nie genug Überraschungen haben. 



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