Mittwoch, 22. September 2021

So schön ist die Heimat

Neben den üblichen Stunden Arbeit hatte der gestrige Tag einiges zu bieten. Gegen Mittag maikäferte der Sohn um meinen Arbeitsplatz - im wesentlichen um mich - herum und erzählte mir nicht ganz gradlinige Geschichten vom Geburtstagsgeschenk für seine Freundin. Nicht, dass ich ihn nicht ernst nähme, aber ich habe ihm nicht allzu große Aufmerksamkeit geschenkt, da ich wie gesagt eher Head of war als Head of Family. Irgendwann dämmerte mir auch als unaufmerksame Zuhörerin, es ging darum, besagtes Geschenk aus der Einöde in Schleswig-Holstein abzuholen. Wenn er seine Freundin bitte, ihn dorthin zu fahren, sei es keine Überraschung mehr, und sie liebe doch Überraschungen so sehr. Ob ich ihn nicht fahren könne. Er habe nachgesehen, das Auto der Nachbarin stehe auf dem Parkplatz. Ich klärte die Verfügbarkeit des Wagens ab. Meine Frage nach dem Wann und Wo ergab, dass die Aktion in der geplanten Form nicht jobkompatibel gewesen wäre. Als erfahrene Verhandlerin bot ich Alternativen an. Nach der Arbeit beispielsweise. Gesagt, getan. Die Tochter stellte sich als zusätzliche Begleiterin für den Ausflug zur Verfügung. Ehe wir das Haus verließen, schenkte mir der derzeitige Logiergast einen Blumenstrauß. Damit ich nicht nur auf den Bildschirm, sondern auch mal auf etwas Schönes gucke. Wie lieb! Vor Fahrtantritt erkundigte sich der Sohn, ob ich ausreichend geschlafen habe. Ich fragte mich schon, ob ich so abgerockt aussehe, als er mir erklärte, Müdigkeit habe den gleichen Effekt wie Trunkenheit auf die Fahrtüchtigkeit. Habe er gelesen. Trotz anhaltender Regengüsse machte sich Urlaubsstimmung breit. Der Sohn ließ zur Tour meine Party-Playlist aufspielen. Diese wurde lediglich durch Uschis Kommentare „Nach 950 Metern halbrechts auf Segeberger Chaussee abbiegen.“ unterbrochen. Zum Glück unterhielt uns unser männlicher Begleiter mit der wiederholten Äußerung, Deutschland sei ein fruchtbares Land. „Guckt mal, wie saftig grün die Wiesen sind!“ Wir verrichteten alle geplanten Besorgungen in bester Stimmung und schlechtem Wetter. Anschließend bedankte sich der Sohn vielmals, dass ich ihm Fahrt und Überraschung ermöglicht habe. Umso mehr, nachdem er feststellte, dass ich selbst nach unserer Rückkehr noch etwas arbeiten musste. Als ob der Dank des Kindes nicht genug wäre, hatte der Gast während unserer gut zweistündigen Abwesenheit Wohnzimmer und Küche gesaugt und letztere sogar noch geputzt. Wir sollten öfter Ausflüge zur Naherholung einplanen.



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