Mittwoch, 20. Dezember 2017

Wie sagt man?

Noch immer suche ich nach dem passenden Adjektiv. In „verstörend“ habe ich wohl das nächstbeste gefunden. Denn es ist in der Tat irritierend, dass in sehr wenigen Tagen Heiligabend sein soll. Zwar klagen wir hier halbherzig über das nur noch mittelgute Wetter. Doch dieses hindert mich nicht daran, beim Strandspaziergang etwa knietief durchs Wasser zu waten. Unter den verstörten Blicken der wenigen Passanten, die sich - wie es sich gehört - mit Mütze, Daunenjacken und Handschuhen gerüstet haben. Mit etwa 18° ist das Meer hier so warm wie die Ostsee bestenfalls im August wird. Aber zugegeben: für die Hiesigen ist es etwa zehn Grad kälter als im Sommer.
Auch hier wird es langsam ernst. Die Weihnachtseinkäufe werden drängender. Neben Geschenken werden ganze Schinken, Schokolade und viel Gebäck aus den Läden getragen. Das Verstörendste scheint mir, dass es wohl eine Tradition gibt, zu den Feiertagen Ferkel zu essen. Diese befinden sich in großer Zahl tiefgefroren und in durchsichtiger Folie vakuumverpackt in eigens für sie vorgesehenen, offenen Tiefkühltruhen. Man hätte das ihnen eigene verträumte Grinsen vielleicht ignorieren können. Wäre da nicht das neue System der einzelnen Schlange im hiesigen Supermarkt - sicherlich ein Produkt der Weltraumforschung -, das dafür sorgte, Einkäufer direkt hinter uns an Kasse 9 zu platzieren, die nacheinander vier aus ihrer Folie grinsenden, aber verdammt toten Ferkel aufs Kassenband legten. Manchmal fühle ich mich meinen vegetarisch/veganen Kindern sehr nah. Auch wenn uns gerade viele Kilometer trennen.

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