Dienstag, 26. Dezember 2017

Na, bitte!

Es begab sich zu der Zeit, dass ich aus Gründen am Vorabend Heiligabends zu Saturn musste. War klar, dass es mich nach zwei Wochen Aussteigen aus der Vorweihnachtszeit irgendwann einholen würde. Nie habe ich in einem Elektronikfachgeschäft so viel Personal angetroffen wie an diesem 23. Dezember. Nie war mir bisher bewusst, dass die meisten Verkäufer wie Fußballtrainer ausstaffiert sind. Statt „Fackelmann“ oder „Würth“ stehen jedoch bei Saturn „Philips“ oder „Kitchen Aid“ auf den Krägen der Fachkräfte. Anders als sonst sucht man nicht händeringend nach dem Experten, sondern wird aktiv angesprochen: „Kennen Sie Airfry?“ Obwohl eigentlich auf der Suche nach anderem Technikkram blieb ich fasziniert bei den Saugrobotern stehen. Der Duktus des dortigen Verkäufers ließ mich an Robert Gernhardt denken („Wenn Sie nicht nur eine Waschmaschine haben möchten sondern einen Waschfreund...“). Während ich gebannt die Putzmaschinen bestaunte, konnte ich dennoch mit einem Ohr den spannenden Geschichten des Braun-Verkäufers (zusätzlich zum bestickten Kragen trug dieser noch eine neckische rot-weiß gemusterte Barkeeperweste) lauschen: „Und dann wollte sich Lars gestern Abend noch die restliche Bolognese warm machen. In die Maschine brachte er nicht den Rühraufsatz sondern das Messer an - und dann klebte die ganze Soße püriert am Schüsselrand.“ Spannende Geschichten aus dem Alltag eines gleichgeschlechtlichen Paares. Währenddessen blökte der Philips-Mann mindestens fünf Frauen - vornehmlich mit türkischem Migrationshintergrund - an: „Kennen Sie Airfry?“. Ich hatte den Eindruck, seinen Zielpersonen könnte nichts egaler sein als fettfreies Fritieren. Aber vielleicht täusche ich mich. Den krönenden Abschluss fand mein Saturn-Besuch an der Kasse, als die dortige Fachkraft zu mir meinte: „Selbst schuld, wer heute einkauft.“

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