Freitag, 15. September 2017

Traum oder Wirklichkeit

Als ob herbstliche Morgengrauen nicht ohnehin schon die Betonung auf dem zweiten Wortteil hätten, schreckte ich heute früh hoch, als ich träumte, der Wecker habe geklingelt und ich ihn überhört, also verschlafen. Als er dann tatsächlich klingelte, war ich vollends verwirrt und maximal unlustig, seinem Ruf zu folgen. Wer morgens Schwierigkeiten hat zu wissen, wie er heißt und wo er sich befindet, sollte sich selbst nicht mit der Frage "Vorstellung oder Wirklichkeit?" belasten müssen.
Ebenso unvorstellbar kam mir vor, dass sich der Sohn gestern im Haushalt betätigte. Chefsache sozusagen: er wischte in der Küche die Zitate-Tafel sauber, um endlich nicht mehr den Spruch von Gerhard Polt ("Die Heimat der Salmonellen ist nicht ausschließlich der Kartoffelsalat") sehen zu müssen, den ich - zugegeben - vor längerem in Erwartung eines Sommers dorthin geschrieben hatte. Sein Wunsch, diesen zu tilgen, resultierte allerdings weniger aus der langen Verweildauer. Vielmehr fehle ihm "bei den Quotes die Internationalität". Ich erhielt außerdem die strenge Auflage, als Ersatz nichts von Element of Crime oder Sven Regener anzubringen. Die arme geschundene Brut!
Nicht verwunderlich also, dass es wohl bei den dreißig Minuten netto bleibt, die ich die Tochter zwischen ihrer Rückkehr vor einer Woche und meinem Abflug morgen gesehen habe. Von mehr kann ich ja nachts träumen.

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