Mittwoch, 24. Juli 2024

Dräsdn

Zu meiner Schande muss ich gestehen, in Deutschlands Osten nicht allzu bewandert zu sein. Hängt vermutlich mit einer West-Berliner Sozialisation zusammen, diese Scheu vor allem, was östlich und vor allem südöstlich liegt. Nun soll zumindest eine dieser Scharten ausgewetzt werden. Ich habe mich auf den Weg nach Dresden gemacht. Mit der Bahn. Ich muss sagen, sie hat mich nicht enttäuscht. Die lakonische Nachricht der Bahn, mein Anschlusszug sei nicht möglich, erhielt ich bereits zwei Tage zuvor. Diese Aufregung war verjährt. Keine Enttäuschung, weil die Verspätung zu vernachlässigen war (pro Zug etwa zehn Minuten) und das WLAN nicht funktionierte. Auch nicht im tschechischen Zug, das wiederum war überraschend. So konnte ich mich voll und ganz den vorbeiziehenden Landschaften widmen. Südlich von Berlin eher unspektakulär. Brandenburg eben. Immerhin fuhr ich durch Orte, die ich bisher nur als Berliner Straßennamen kannte: Zossen, Baruth und so. Ab Sachsen dann weniger flach mit Weinbergen. Im international besetzten Zug - die meisten fuhren bis Prag weiter - fiel ich als Tendenznorddeutsche unangenehm auf, als ich laut lachen musste, weil wir kurz vor meinem Ziel durch „Dresden-Pieschen“ fuhren. In meiner amüsierten Einsamkeit schrieb ich eine Nachricht an die Tochter. Sie zumindest fand es auch lustig und antwortete: „Die nächste Station ist dann Dresden-Schieten.“ Das wiederum rief in mir einen weiteren, unhanseatischen Lacher hervor. 
Dresden ist wirklich eine Reise wert. Zu bemängeln ist lediglich, dass das Konzept „Mülleimerfreie Stadt“ nicht nachvollziehbar ist. Dass ich ob des internationalen Publikums bisher noch wenig sächsisch gehört habe, ist vermutlich kein Nachteil.



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