Sonntag, 3. Juli 2022

Fit für die Sommerfrische

In Vorbereitung meines ausgedehnten Sommerurlaubs von Ende nächster Woche bis Anfang übernächster Woche erschien es mir sinnvoll, das Fahrrad aus seiner 9-Euro-Ticket-bedingten Untätigkeit zu befreien. Ein bisschen Training schadet selten. Meine Nachbarn sahen das anders. Hatten sie mich doch meiner Stand-Luftpumpe entledigt, deren Prinzip ich mithilfe eines Nachbarn erst kürzlich begriffen hatte. In der Erklärung meiner Unfähigkeit schwanke ich noch zwischen tendenzblond und intellektuell nicht erwachsen geworden. Zum Glück war ich hell genug, um mir mit einer anderen Pumpe zu helfen. So kam ich Dienstag nur mäßig später zu einem Termin. Da unter zehn Kilometer Strecke wenig Trainingseffekt haben, mussten weitere Einheiten her. Also fuhr ich Freitagabend mit dem Rad in die Vorstadt dicht an der Landesgrenze zu Schleswig-Holstein. Eigentlich dachte ich als Innenstadtmensch mit meinem Melonencape ein bisschen Haute Couture in den Speckgürtel zu bringen, doch es regnete nicht einmal. Also blieb das Cape eingepackt. Auf den letzten fünf der vierzehn Kilometer haderte ich mit meiner Kondition. Nicht, dass ich aus der Puste gewesen wäre. Es ging mich nur hart an, dass eine nicht wesentlich jüngere, aber dafür mit deutlich mehr überschüssigen Kilos ausgestattete Radfahrerin mich an jeder Kreuzung mit roter Ampel mühelos versägte. Sie fuhr unerreichbar schnell an - und lediglich der unvorteilhaften Ampelschaltungen wegen stand ich später wieder schnaufend neben ihr. Gegen Ende meiner Trainingseinheit ging mir auf, dass sie auf einem E-Bike saß und ihre Tretbewegungen eher folkloristischer Art waren. Vielleicht doch tendenzblond? Den Rückweg vertagte ich auf den Folgetag (sportphysiologisch ein No Go, ich weiß), denn ich erhielt das Angebot, vor Ort zu übernachten. Gestärkt durch ein leckeres Frühstück, nicht zu reden von einem ebensolchen Abendessen wenige Stunden vorher, und vom Hausherrn durch eine Fahrradwartung nach vorne katapultiert, schaffte ich die Strecke retour ohne größere Mühe. Einzig etwas schwere Beine und ein plattgesessener Hintern waren zu verzeichnen. Die schweren Beine wurden zugegeben durch samstägliches Einkaufen und Treppauf-Treppab nicht besser. Nichts, was nicht mit einem Kontergetränk zu kurieren gewesen wäre. Heute immerhin war ich so vernünftig, das Rad stehen zu lassen. Nur lockeres Laufen, eher Gehen, auf der üblichen Sonntagsstrecke. Dies allerdings mit dem Handicap, dass die ebenso übliche Stärkung entfiel, da das von uns sonst frequentierte portugiesische Café beschlossen hat, fortan sonntags nicht mehr geöffnet zu haben. Eine Ersatzlokalität war gefordert, die aufzutun innenstadtnah zum Glück keine Schwierigkeit war. Auf den Schock gab es Eiskaffee mit einem schicken Glas-Strohhalm. Dass ich doch kein kindliches Gemüt mehr habe, merkte ich daran, mit dem Strohhalm zwar zu schlürfen, aber nicht hineinzublasen, um das Getränk blubbern zu lassen. Die Frage wäre also geklärt.



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