Sonntag, 10. Oktober 2021

Pfiffig

Fern der Heimat entwickelte sich eine ungebührliche Nähe zur FDP. Nicht etwa, dass ich mit Abstand Freundin der Ampel- oder gar Jamaika-Konstellation geworden wäre. Oder dass ich im Ausland mein Herz fürs Fallschirmspringen entdeckt hätte. Es war eher eine weitere Anregung Jürgen W. Möllemanns: die pfiffige Geschäftsidee. Sie manifestierte sich an verschiedenen Stellen. Erst hatten wir den Plan, mit T-Shirts „Geimpft in Gandia“ ganz groß herauszukommen. Dann den Vertrieb des Licor de Arroz in Deutschland breitflächig aufzuziehen, eines Schnapses, der wie in Flaschen gefüllter Milchreis schmeckt und dessen Alkoholgehalt noch weniger auffällt als der von 43. Allein der Umgang mit dem vor dem Trinken großzügig aufgebrachten Zimt erfordert ein längeres Training, ehe man überall als Expertin durchginge. Er erreicht dich in den Aggregatzuständen „Erstickung am Zimtstaub durch Inhalieren“ oder „Zimtgestöber in den Augen durch Atmen oder Pusten auf die Getränkoberfläche“. Das schnelle Geld ließe sich so vermutlich nicht machen. Erfolgversprechender die Idee, das Stuhlbusiness durch herunterskalierte Reproduktionen der örtlichen Baywatch-Hochsitze (mit Branding) zu revolutionieren. Wahlweise als Barhocker oder als Kinderstühle. Ein Markt, dessen Regelung uns sicher mehr als 18% gebracht hätte. Aus Zeitmangel entfiel jedoch, einen ausgeklügelten Businessplan zu erstellen. Schon wieder ein Traum geplatzt. Nun hat uns unverrichteter Dinge die Kälte wieder. Als anerkannte Zweckoptimistin zermartere ich mir selbstverständlich das Hirn, wie ich mir die Rückkehr in den hiesigen Herbst mit Aussicht auf Dunkelheit und Arbeit schönreden kann. Bisher bin ich darauf gekommen, dass das Wasser aus dem Hahn trinkbar ist und nicht in schweren Kanistern angeschleppt werden muss. Mehr will selbst mir beim besten Willen nicht einfallen. 



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