Dienstag, 17. November 2020

Bunt sind schon die Wälder

Während in der Woche Arbeit und Laubpuster vereiteln, Stille in der Natur zu finden, sind es am Wochenende eher die Mitmenschen.
Beim Reißverschluss-Einfädeln in die Reihen der Alsterumrunder - können Deutsche übrigens auch ohne Auto nicht - landeten wir Sonntag hinter einem nicht mehr völlig jungen Mann, der telefonisch Beziehungsprobleme besprach oder vielmehr nach dem Ende einer Beziehung zu bilanzieren gezwungen war. Sofort waren wir mittendrin. In Schuldzuweisungen, Vorwürfen, passiver Aggressivität und Nachtreten. Zwischenzeitlich war ich versucht zu überholen und im Vorbeigehen zu säuseln: „Ach, Schatz, lass‘ doch das ich unnötige Telefonieren und uns endlich Spaß haben!“ Nur damit es aufhört. Während anfangs meine niederen, voyeuristischeren Instinkte wachgerufen waren, fand ich es schnell anstrengend, Teil am unteren Ende fremden Privatlebens sein. Zumal mein Kopf vergleichsweise schnell das Bild des unbekannten Gegenübers produzierte. In meiner Vorstellung war sie zierlich, blond (mit Highlights) mit Skinny Jeans, hohen Absätzen und hoher Stimmfrequenz. 
Vielleicht ist es wirklich besser, das beschauliche Dorf nicht erst zu verlassen?  Manchmal ist häusliche Quarantäne nicht einmal die schlechteste Wahl.

(Zuhause ist es eben doch am schönsten.)

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