Samstag, 14. Mai 2022

Vamos a la playa

Gestern konnte meine Mutter mit dem guten Gefühl ins Bett gehen, dass sich ihr Kind im Laufe des Abends müde gespielt hatte. Nach getaner Arbeit verbrachte es den frühen Freitagabend, hier eher: den Nachmittag, damit, drei Kilometer Strandstrecke nicht nur an der Waterkant abzulaufen, sondern ungefähr knietief durchs Meerwasser zu waten. Was wegen des Wasserwiderstands, des unebenen Geläufs und der Meeresbewegungen nicht ohne Anstrengung war. Aber schön. Satz war dabei natürlich, das Kleid bis zum Hintern vollflächig mit Salzwasser zu durchfeuchten.

Eine kleine Verschnaufpause ergab sich nur durch die Bekanntschaft mit einer Schildkröte. Erfreulich, dass ich zumindest die spanische Bezeichnung kannte und meine Konversationsfähigkeiten ausreichten, um einheimische Passanten und Passantinnen zu fragen, ob sie glauben, dass sich la tortuga eher an Land oder im Wasser wohlfühle. Antwort erhielt ich keine, denn alle waren zu beschäftigt, Fotos und Videos von ihr anzufertigen. Überhaupt war die Begeisterung so groß, wie man sie hier am anderen Ende des Emotionsspektrums nur bei Quallen am Strand kennt. Sprachlich mag es ja einigermaßen hinhauen, zoologisch schätze ich mich als Null ein, weil ich nicht wusste, ob es eine kleine Wasser- oder Landschildkröte war. Dass ich nicht ganz so eine Zero bin, stellte ich nicht nur ob der fehlenden Antworten fest, sondern auch als mich während meiner Schildkrötenbeobachtung ein vorbeilaufender Junge fragte, ob sie mir gehöre. Leider reichten meine Spanischkenntnisse nicht aus, um zu erklären: „Na klar, Sportsfreund, jeden Freitag gehe ich bei jedwedem Wetter mit meiner Trude einige Kilometer am Strand spazieren, um ihr die Schönheit der Landschaft näher zu bringen. Siehst Du nicht die feine Nylonleine und das Ninja Turtle-Halsband?“

(Ich setzte sie übrigens zurück auf den wassernahen Strand und sah sie kurze Zeit später lustig grün-gelb-grün-gelb-grün-gelb durchs Wasser strudeln.)

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