Freitag, 27. Oktober 2023

Tut nicht Not

Es wäre nicht nötig gewesen, mir den Rückweg in die hiesige Herbsttristesse zu erschweren. Eine Temperaturdifferenz von knapp zwanzig Grad hätte gereicht. Doch es sollte wohl klargestellt werden, dass ich nicht zum Spaß in protestantische Freudlosigkeit zurückkehre.
Gesetzt waren die Querelen wegen des abgelaufenen Personalausweises. Mein Schengen-Gepöbel sorgte zumindest dafür, dass die junge Schalterkraft sich lediglich bei ihrer Vorgesetzten erkundigte und mich danach schmallippig durchwinkte. Geschenkt auch das Gepiepe mit eingehender Leibesvisitation, weil die spanischen Sensoren beim Security Check im Gegensatz zu den deutschen noch immer auf Metall innerhalb des Körpers reagieren. Dass der letzte Kaffee vor Rückkehr nicht ganz so gut war, habe ich allein mir selbst zuzuschreiben. Ich musste ja unbedingt zu Tim Hortons, um meine Kinder neidisch zu machen. Dass sich der Abflug um eine halbe Stunde verspätete, lag nicht mehr in meiner Hand. Ein nachgefragter Fluggast meldete sich trotz vielfacher Aufrufe nicht. 
Zum Glück hatte ich einen Wunschplatz  gebucht, denn das Flugzeug stellte sich trotz später Ankunftszeit in Hamburg als knallvoll heraus. Leider war dort mir nicht lange Zeit beschieden: in der Reihe hinter mir war es nach Durcheinander dazu gekommen, dass Hund und Katze nebeneinander saßen. Ich wurde gebeten, mich umzusetzen. Statt sich zu bedanken, nörgelten meine neuen Nachbarn (sie Freizeitrevue, er Sudoku-Heft), Hund neben Katze, das sei unmöglich und so weiter. Eigentlich klar, dass ich den Platz neben der Katze ergatterte. Immerhin brachte mir das Personal klaglos eine Maske, damit ich nicht zu sehr auf das Tier reagieren musste. Die wiederum war auch deswegen sinnvoll, weil das kränkelnde Kind auf dem Gang gegenüber bereits vor dem Abheben sein Abendessen von sich gab. In den zweieinhalb Stunden Flug schaffte es übrigens sechsmal zu spucken. Da es in Valencia sehr windig war, kam es zum Anfang des Flugs zu einigen Turbulenzen. Wenn ich aufmerksam hätte gucken können, hätte ich tolle senkrechte Blicke aus beiden gegenüberliegenden Fenstern auf das mediterrane Lichtermeer haben können. Alle krallten ihre Finger in die Arme ihrer Nachbarn. Ich nahm davon Abstand. Das wäre nun wirklich unmöglich gewesen. Der Pilot gab sich alle Mühe, die verlorene Zeit aufzuholen. Und schaffte es fast. Wir landeten kurz nach 22:30 Uhr. Natürlich kamen wir in Hamburg nicht am Finger an. Wir durften noch Bus fahren. Ich sogar barfuß in offenen Schuhen (Schuhwechsel neben Katze: auch unmöglich). Meine Laune steigerte sich nicht merklich, als wir anschließend eine Stunde auf das Gepäck warten mussten. Immerhin etwas, als sich die Wartezeit als erfolgreich herausstellte.
Glücklicherweise bleiben mir als Erinnerung an sonnigere Zeiten nicht bloß die zahlreichen Mückenstiche - denn sie wären schnell verflogen - sondern auch das persönliche Übergewicht - das hält sich noch etwas.





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