Montag, 14. März 2022

You Made My Day

Ein Montag ist gedanklich schon im Normalfall  schwer zu stemmen. Besonders schwierig wird er dann, wenn er in der Folge von Arbeitstagen steht, die durch hervorragendes mütterliches Catering nicht nur logistisch leichter anzugehen waren. Sich in einer Mittagspause - alleine eine einzulegen, die den Namen verdient! - an einen gedeckten Tisch zu setzen, der auch noch draußen in der Sonne steht, ist ein Luxus, den sich abzugewöhnen schwerfällt. Wenn der Wochenstart außerdem auf ein Wochenende mit Wandertag und aufregenden Zugfahrten folgt, leistet man schon Montagmorgen Übermenschliches. Zugegeben, mit dem Zug zu fahren, ist als solches nicht eben aufregend. Kennt man doch die üblichen Verspätungen und Aussetzer (vielleicht eher: seltenes Einsetzen?) des WLAN noch aus dieser grauen Vorzeit, in der man Bahnfahrten häufig und routiniert unternahm. Doch wenn die Hinfahrt eine Dreiviertelstunde durch ein Telefongespräch aufgewertet wird und die Rückfahrt durch „mein Ohr am Nebentisch“ (meine Mutter), kommt die Reise in meiner Altersklasse schon positiver Aufregung gleich. Das Auge fuhr auch mit. Nicht nur wegen des schönen Wetters und des entsprechenden Sonnenuntergangs (den selbst ein mitreisender, etwa 13-jähriger Junge bemerkte und vor allem kommentierte, obwohl er eigentlich auf dem Handy eine Serie guckte). Außerdem konnte ich am Tisch auf der anderen Seite des Gangs gegenüber einen Glatzkopf beobachten, Typ Pumper, dessen Haartracht hoffentlich nicht politisch motiviert ist. Er trank Mezzomix - oder wie wir, die Kinder und ich, unterdessen den buchstäblich nicht ganz firmen italienischen Bringdienst zitieren: Mixo - und las irgendwann, kurz vor dem Aussteigen, als er nicht mehr auf dem Handy oder Tablet daddelte, ein Buch mit dem Titel „Besser fühlen“. Anfangs erfüllte das Buch ausschließlich dekorative Zwecke, auch wenn das Lesezeichen („Shop Love - True Love“) in der Mitte des Buches untergebracht war. „Wer Mensch sein will, muss fühlen.“, sagte der Buchrücken. „Wer nicht hören will, muss fühlen.“, antwortete mein Kopf ungefragt. So viele verschiedene Menschen auf einmal! Wenn das nicht Abenteuer ist, dann weiß ich auch nicht. Die Warn-App wird es mir sicherlich wieder mit roten Einträgen danken, die erscheinen, kurz bevor die zwei Wochen um sind. Wer findet da ohne Probleme in die alltägliche Routine zurück? Ich nicht. Nur eines macht es mir neben den Erlebnissen und deren Erinnerungen leichter: dass sich die gute mütterliche Versorgung bis Sonnabend natürlich auch auf die mitgegebene Tupperdose mit einer Mahlzeit erstreckt - und ich heute Mittag, wenn auch vermutlich nicht in der Sonne, eine Portion Königsberger Klopse habe, an der ich mich kalorisch festhalten kann. Mehr geht am Montag nicht.



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