Montag, 21. März 2022

Bei aller Liebe

Hier zieht der Schlendrian ein. Eindeutige Indikatoren sind die beliebten Glas-Container-Leerungen, die heute erst um 7:06 Uhr begannen. Was ist das gegen 6:30 Uhr, ja, selbst gegen 6:45 Uhr? Muss ich nun meine Saumseligkeit (Einwurf nach 19 Uhr oder gar am Sonntag) beenden, nur sich weil die Müllabfuhr plötzlich wieder an Spielregeln hält? Das erscheint mir nicht fair. Zumal das Dilemma mit der Zeitumstellung am Wochenende vermutlich eher größer als kleiner wird. Es ist desillusionierend, plötzlich seiner Feindbilder beraubt zu werden. Wie gut, noch die im Zusammenhang mit ausgewählten Nachbarn zu behalten. Zum Beispiel die, die sich einen Sport daraus machen, ihre Fahrräder ohne Not in unsere Pflanzen zu stellen. Wie können sie leben mit dem Wissen, aus (vor allem: falscher) Rechthaberei einen Oleander auf dem Gewissen zu haben? Vielleicht die Gleichen, die einen Schlüssel um gemeinschaftlich genutzten Schloss abgebrochen haben, ohne Farbe zu bekennen und ihre Haftpflichtversicherung ins Rennen zu schicken? Oder die, die immer dann Gemeinschaftsfläche reklamieren, wenn es ihnen passt, aber empört sind, wenn es andere Teile der Gemeinschaft auch tun? Immerhin. Diese Zweifel an den Mitbewohnern darf ich behalten. Deswegen Aufregen muss ich mich zum Glück schon lange nicht mehr. Lustig zu sehen, wie anders die Tochter reagiert. Während sie sich gestern einerseits über die Verursacher der Fahrräder in Blumen aufregte („Was stimmt mit denen nicht?“), war sie andererseits vollkommen abgeklärt, was ihre eigenen Themen angeht. So meinte sie nahezu zeitgleich mit ihrem Wutausbruch über ein Klassentreffen, sie sehe gern ihren Tutor und vielleicht auch andere Lehrerinnen, aber an Mitschülerinnen treffe sie zu solchen Gelegenheiten doch ohnehin nur die, die schon zu Schulzeiten langweilig gewesen seien und mit denen sie damals bereits nichts zu tun haben wollte. Mit Verve widersprechen konnte ich nicht.



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