Montag, 10. April 2023

Ostern

Wie es mir die Jahresrückblicke im Fernsehen vorgemacht haben - bereits Ende November/Anfang Dezember das Jahr zu bilanzieren, wage ich nun schon eine Einschätzung dieser Ostertage.
Karmittwoch konnte ich meinen Geburtstag nur en famille feiern, da ich tagsüber fast ausschließlich beruflich eingespannt war. Wettgemacht wurde das nicht nur durch die vielen Glückwünsche und Geschenke, sondern vor allem durch ein phänomenales Abendessen, das ich mir vom Sohn wünschen durfte (Couscous Royal) und das er perfekt zubereitete und präsentierte. Seine reizende Assistentin war dabei die Tochter, die sich mit beiden Händen unermüdlich für körnige Konsistenz einsetzte.

Auch der Gründonnerstag war im wesentlichen durch Arbeit bestimmt - zumindest bis kurz vor 18 Uhr. Erst zum Abend ergab sich die Gelegenheit, das Jubiläum des Vortages nachzufeiern. Die Vorbereitungen wurden ebenfalls tatkräftig vom Sohn unterstützt, er wiederum (und ich natürlich auch) bekam zusätzlich Unterstützung von seiner Freundin. Ohne sie und andere wäre eine Feier ab 20 Uhr nicht möglich gewesen.
Von einer eigenen Geißelung und der des Umfelds in Form der Altglasentsorgung nahm ich Karfreitag nach Überlegung Abstand. Stattdessen machten wir uns bei überraschend gutem Wetter lieber zu einer Portugiesenrunde auf, die endlich wieder ihrem Namen alle Ehre machte. Vermutlich seit dem Fachkräftemangel hat das portugiesische Café sonntags immer geschlossen. Daher taugte es nicht mehr als Pitstop für unseren üblichen, eher kurz gehaltenen Wochenend-Alsterspaziergang. Feiertag gilt dort zum Glück nicht wie Sonntag. Unterwegs begegnete uns noch ein Vater, der seine Tochter darauf hinwies, übermorgen werde man das Theaterstück „Harry Potter und das verzogene Kind“ besuchen. Ich hoffe, er wird mit der Enttäuschung über zu wenig Lebensnähe klarkommen. Am Abend folgte eine weitere Geburtstagsfeier, diesmal jedoch nicht die eigene, die zudem nicht im beschaulichen Dorf, sondern im Meilen entfernten Eppendorf stattfand. Allen christlichen Nahrungsplänen zum Trotz gab es die guten Spandauer Schinkenknacker, denen ich nicht nur aus nostalgischen Gründen zusprach, wenngleich etwas schuldbewusst (nicht aus religiösen sondern aus ethischen Motiven); sie schmecken einfach zu gut.
Der Karsonnabend wiederum war wie in allen Haushalten von Einkäufen dominiert. Anders als bei den meisten anderen war ich weniger auf Lebensmittel ausgerichtet (Eier und einige Reste der vorangegangenen Feierlichkeiten gab es noch). Stattdessen waren Balkonpflanzen und Geschenkumtausche vom Vorabend mein Begehr. Endlich mal wieder was Verrücktes tun - oder eben das versäumte Geißeln des Vortages nachholen.
Letzteres sollte sich fortsetzen, denn der Ostersonntag begann deutlich früher als erwartet und als die Schlafenszeit es hergegeben hätte. Kurz nach sieben Uhr morgens dröhnten alle Handys aus vollen Rohren. Sie rissen mich aus Tiefschlafphasen. Auf dem Display erkannte ich nur etwas von „Warnung“. Als ich das Telefon aktivierte, hörte zwar der Alarm auf, aber die Nachricht ließ sich nicht mehr lesen. Danach machte ich mich auf die Suche nach dem Jobtelefon und öffnete erstmal die Fenster weit, um frische Luft einzulassen. Sie entpuppte sich jedoch als sehr rauchgeschwängert. Ich wunderte mich, weil es in unserem Dorf eigentlich kein Osterfeuer gibt, und schloss die Fenster gleich wieder. Nach erfolgreicher Detektion des zweiten Krachschlägers zog ich wieder ins Bett und ärgerte mich über diesen unchristlichen Misanthropen, der Ostersonntag am frühen Morgen eine Notfallübung anberaumt. Über diese Gedanken schlief ich zum Glück wieder ein. Zu allem Überfluss fiel später das handelsübliche Frühstück mangels Gästemasse aus. Die Tochter kam nur kurz gegen Mittag vorbei, den Sohn habe ich seit meinem Geburtstag ohnehin nur sehr sporadisch gesehen. Ich versäumte es, ihr Schokoladenhasen etc. mitzugeben, konnte jedoch immerhin eine Maske spendieren, damit sie sich wieder nach Hause ins dichtere Umfeld des Großbrandes wagen konnten. Wie gut, dass weder Eier noch Süßigkeiten allzu schnell schlecht werden.
Die geplante Route für den Osterspaziergang musste abgasbedingt abgeändert werden. Immerhin brachte sie uns am Dom (ausnahmsweise nicht dem katholischen) und an gut gefüllten Gänsenestern vorbei. Ich weiß nicht, ob die Ortswahl der Gänseeltern wegen oder trotz der Nähe zur Wodkaflasche entstanden ist.


Heute am Ostermontag ist wieder Feiertag, ohne Sonntag zu sein. Ich habe eine Vermutung, wohin es mich später verschlägt. Falls es nicht weitere Brände geben sollte, die ein Umplanen erfordern.

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