Mittwoch, 16. April 2025

Ich bin ein Star

So viel ich mich tagtäglich mit dem Fernsehen beschäftige, so sehr wundert es mich dennoch, darin zu sehen zu sein. Mein Nachbar fragte mich gestern kurz vor dem Feierabend, ob ich mir mit Jo Hiller ein zweites Standbein in Sachen Karriere aufbauen wolle. Mir sagte weder der Name etwas, noch verstand ich, was er mir damit bedeuten wollte. Dann erklärte er mir nicht nur, er habe mich am Anfang der Sendung „Die Tricks“ im NDR Fernsehen entdeckt, genau genommen am 14.4. kurz nach 21 Uhr, sondern schickte auch Standbilder mit. Langsam dämmerte es mir. (Zu meiner Ehrenrettung: Das dritte Programm ist werbefrei. Woher soll ich so etwas wissen?) Das war eine Mittagspause in der Europa-Passage im Januar. Ich erinnerte mich daran, hoffnungslos verlebt neben dem telegen überschminkten Mikro-Halter ausgesehen zu haben; Jo Hiller, wie ich unterdessen mit freundlicher nachbarschaftlicher Unterstützung weiß. Natürlich ist der übertragene Satz der unspektakulärste meiner Äußerungen, aber vermutlich der, bei dem ich am wenigsten stammele. Heute werde ich checken, wie hoch die Reichweiten meiner Sekunden des Ruhms waren; wenngleich nur die vorläufigen, an die endgültigen komme ich erst deutlich nach Ostern. Ich weiß, das liebt ihr so an mir: Ich bleibe trotzdem auf dem Teppich. 
Weil das so ist, stellte ich die natürliche Rollenverteilung nach Feierabend wieder her und ging als Claqueurin zu einer Veranstaltung mit unserem Kultursenator, dessen bekennender Groupie ich bin. Er verheddert sich nie in seinen durchaus langen und verschachtelten Sätzen. Alleine dafür muss man ihn mögen.







Freitag, 11. April 2025

Wochenende

Es steht zu befürchten, dass dieses Wochenende nicht das Niveau des letzten halten können wird. Es geht schon mit dem späteren Feierabend am Freitag los. Dem folgt, dass ich vermutlich nicht meine Kinder um mich haben werde. Es erforderte schon übertriebenen Zweckoptimismus, diese Tatsache in etwas Positives umzudeuten. Früher rettete ich mich damit, nur für die eigene Unordnung zuständig zu sein. Seit die Freundin des Sohnes mit von der Partie ist, gilt selbst diese goldene Elternregel nicht mehr. Ordnung und Sauberkeit erhöhen sich signifikant durch ihre Anwesenheit. 

Weiterhin kann ich heute nicht guten Gewissens in meinen Geburtstag feiern, liegt er unterdessen doch schon sechs Tage zurück. Letzten Freitag wollte ich es mit Rücksicht auf das kommende Alter eigentlich auch nicht. Es wurde am Ende doch spät - und war auch gut so. Allein die folgenden Tagesordnungspunkte, allen voran die Feiervorbereitungen, verzögerten sich. In gefühlt etwas zerstörtem Zustand machte die Tochter Fotos von mir und postete sie auf TikTok oder wo sich junge Leute virtuell sonst noch tummeln. Ich erwog von meinem Recht am Bild Gebrauch zu machen und zu widersprechen. Da sagte sie, sie habe die Bilder mit „Coolste Mama“ oder Ähnlichem untertitelt. In dem Fall wollte ich nicht unnötig nörgeln. Zumal sofort positive Resonanz eintrudelte. Ernsthaft fing ich also erst eine Stunde vor offiziellem Party-Beginn an, das Essen in Angriff zu nehmen. Dank tatkräftiger Unterstützung gelang alles, sogar einigermaßen im Zeitrahmen. Notiz an mich: Nächstes Jahr den Start in Winterzeit festlegen.

Für die Feier selbst gilt selbstverständlich die gute alte Las Vegas-Regel. Nur so viel: Es war sehr schön, und meine sämtlichen Weinkontingente wurden getilgt. Da der folgende Tag ein Sonntag war, konnten die verräterischen Flaschen nicht aus unserem Flur in den Glascontainer expediert werden. Auch wenn mir der Racheakt für die vorzeitigen Leerungen im Grunde gefallen hätte. Das zahlreiche Leergut fiel allein deswegen nicht allzu unangenehm auf, weil die Wohnung von den weltbesten Gästen noch n der Nacht in einen besseren Zustand als den Status Quo Ante gebracht worden war. Montag war schließlich auch noch ein Tag. Und was für einer! Das Geschenk des Sohnes bestand in einem von ihm vorbereiteten, besorgten und gekochten Essen, das für diesen Abend einberaumt war. Es war so großartig und reichhaltig, dass der Rest der Woche mit den vielen Resten aufzuwerten gelang.

Wie ich nun ein ereignisloses Wochenende schaffen soll, erschließt sich mir noch nicht. Irgendwie werde ich es schon hinbekommen.

Montag, 31. März 2025

Was ist los?

Eben erst wurden die Glascontainer geleert. Darüber hätte ich selbst unter Winterzeitbedingungen kaum meckern können. Eine mañana- oder zumindest eine más tarde-Mentalität in der Hansestadt? Wunderte mich nicht. Schließlich muss ich hier im Norden ins Schwimmbad gehen, um Wasser live zu erleben, während es in anderthalb Wochen Spanien oft und gerne ungefragt von oben - oder noch schlimmer: von der Seite - kam. Auch die Temperaturen unterscheiden sich höchstens am Abend. Dass ich das noch einmal sagen würde: In Hamburg herrscht - anders als im Süden - anständiger Frühling. Wenn ich schon nicht altersgemäß die Müllabfuhr anprangern kann, beklage ich, dass das schöne Wochenende um eine Stunde verkürzt wurde, während das blöde im Herbst, das kein Mensch braucht, eine Stunde länger sein wird.



Dienstag, 25. März 2025

Temps de Mars

Wenn die Sonne scheint, kann sie etwas. Es ist schließlich März. Aber für meinen Geschmack zeigt sie sich ein wenig zu selten. Ich habe schon einige Märzferien hier im Süden verbracht, aber kann mich nicht an so viele Wolken, Regen und niedrige Temperaturen erinnern. Kein Tag, an dem sich durchgängig gutes Wetter hält. Auch wenn der Ort diese Woche aus seinem Winterschlaf zu erwachen scheint und selbst das präferierte Café Bombón-Hotel mit nur zehntägiger Verspätung (“cerrado de 8/12/2024 hasta 15/3/2025”) nun wieder geöffnet hat, habe ich gestern Nachmittag eine Mutter mit Kinderwagen gesehen, die ihre am Griff vormontierten gefütterten Fäustlinge tatsächlich genutzt hat. Auch Hunde tragen selbstverständlich Mäntelchen, wenn man sie in die unmenschliche Kälte schickt. Mützen, Schals und Daunenjacken sind ohnehin in Dauernutzung. Bliebe ich länger hier, reihte ich mich vielleicht sogar in diejenigen, die bei den ersten Tropfen Regen die Schirme aufspannen und mit verdrießlicher Miene durch die Gegend laufen. So denke ich - nicht ganz wahrheitsgemäß - eben doch: “Wir sind aus Hamburg, nicht aus Zucker.”



Mittwoch, 19. März 2025

Endlich

Nach zwei vollständig grauen und ins Wasser gefallenen Tagen hier im Süden ist heute zumindest Struktur am Himmel zu erkennen. Die urdeutschen Tugenden wie Backen, Heizen und Staubsaugen können zunächst einmal zur Seite geschoben werden. Unterdessen muss ich nicht mehr neidisch auf die Frühlingshochburg Hamburg blicken, denn ein paar Sonnenstrahlen verirren sich auch hierher. Vor allem für die Einheimischen ist dieser Wetterwechsel - fast zum Guten - ein Segen; ist doch heute der höchste von gefühlt zweihundert örtlichen und nationalen Feiertagen. In ganz Spanien findet am 19. März der Vatertag statt. Eine kuriose Entscheidung, ihn genau auf den St. Josef-Tag zu legen. Für mich wäre das eher der Kuckucksvatertag, aber was weiß ich schon. Abgesehen vom Hochprozentigen gibt es schließlich auch keinen mir bekannten Bezug zwischen Vätern und Himmelfahrt. Für die Region ist jedoch viel wichtiger, heute den Abschluss ihrer Fallas zu begehen. Dieses Jahr wird es doppelt spektakulär, weil nicht nur die Figuren der Umzugswagen verbrannt werden, sondern auch das traditionelle Feuerwerk stattfindet, das gestern wegen Regens um einen Tag verschoben wurde. Ich bin gespannt, ob morgen mit doppelter Aschermittwoch-Stimmung zu rechnen sein wird. Meine Prognose: Spätestens zum Länderspiel Niederlande - Spanien, Anpfiff 20:45 Uhr, ist der Kater vergessen. Dann muss zum Glück nicht mehr so fein unterschieden werden wie am Sonntagabend, als Atlético gegen Barça spielte, und man als anständige/r Valencianer/in selbstverständlich für die gestreiften Madrilenen sein musste. Ein Konterbier in der Kneipe hilft morgen wahrscheinlich auch.



Dienstag, 4. März 2025

Geschafft

Gestern morgen störte es mich ausnahmsweise kein bisschen, dass die Glascontainer neben meinem Ohr wieder einmal um 6:30 Uhr geleert wurden. Ich war ohnehin schon wach. Nicht freiwillig, sondern weil das Auszählen rief. Und das, obwohl wir erst ein paar Stunden vorher ein vorläufiges Ergebnis durchgegeben hatten. Sogar zweimal: einmal an die Wahlstelle und einmal an die Forschungsgruppe Wahlen. Auf letzteres hätten wir gut verzichten können, war doch die Abgeordnete der Meinungsforschung eine unangenehme Person. Zunächst meldete sie sich nicht zum vereinbarten Zeitpunkt. Ich hoffte daraufhin - vergebens -, sie werde wegbleiben. Nach über zehn Stunden ehrenamtlicher Arbeit mit etwa 400 Wählerinnen und Wählern, so nett sie im Einzelnen auch sein mochten, wäre ich für jede Person weniger dankbar gewesen. Doch sie kam. Ich maßregelte mich selbst gedanklich, als sie sich „legimitierte“: „Sei nicht so kritisch, ist auch ein schweres Wort.“ Als sie dann jedoch mehrfach seufzend aufrief, sie habe ihr Buch vergessen, ob jemand von uns etwas zu lesen habe, ihr werde sonst die ganze Zeit langweilig sein, wärmte sie nicht unbedingt mein Herz. Nicht so wichtig, im Gegensatz zum Tag war uns unterdessen vom Wahlurne Leeren und Stimmzettel Sortieren nicht mehr kalt. Als sie nach weiterer Klage über fehlende Lektüre zunächst nach einem Stift und dann nach einem Getränk verlangte, war es allmählich um meine Geduld geschehen. Wo sie sich etwas zu trinken besorgen könne? Nörgelnd befand sie den nächstgelegenen Kiosk als zu weit entfernt und den Wasserspender nutzlos, da wir ihr - empörend! - kein Behältnis zur Verfügung stellen konnten. Irgendwann ging sie unter Klagen, um sich etwas zu besorgen. Währenddessen musste ich nicht nur ein Auge auf die Stimmzettel, sondern auch auf die Tür werfen, die nach 18 Uhr verschlossen war, um sie wieder hereinzulassen. Irgendwann kam sie mit einer Bierflasche zurück. Macht sich in einer Schule immer gut. Sie habe in ihrem Auto noch eine Pfandflasche gefunden. Ist klar. Von da ab störte sie den Betrieb nur noch kurzzeitig, wenngleich regelmäßig. Wie ein kleines Kind auf langer Fahrt bohrte sie zwar nicht, wann wir da seien, aber wann sie Ergebnisse bekomme, dass wir uns ihretwegen zu beeilen und die richtige Reihenfolge einzuhalten haben. Mein Stellvertreter wurde schließlich etwas lauter, während ich nur noch mantramäßig die Schwachgeistenantwort gab, es brauche so lange, wie es brauche. Irgendwann gegen Ende brachte sie mich vollends aus dem Zähl- und Addiermodus, als sie mit dem Telefon am Ohr meinte, sie habe ihre Auftraggeber am Rohr und jetzt müssten wir aber wirklich mal etwas durchgeben. Die Ergebnisermittlung verzögerte sich dank dieser Aktion noch ein wenig. Was wir ihr mitteilten. Ebenso wie die Stimmverteilung drei Minuten später. Eigentlich wollte ich erst das Amt informieren und sie warten lassen. Dann siegte die Vorstellung, sie früher loszuwerden. Müdigkeit und Erschöpfung mögen die Toleranzschwelle senken, aber nicht vollständig das Denken hemmen.

(So schön ist Hamburg nach der Wahl.)

Freitag, 28. Februar 2025

In Hamburg sagt man Tschüß

Unterdessen träume ich jede Nacht von Wahlen. Ich finde, ich hätte mir zumindest in dieser kurzen Phase eine Auszeit verdient, doch mein Unterbewusstsein scheint anderer Meinung zu sein. Was soll es auch anderes tun, wenn neben bezahlter Arbeit zwischen den beiden Wahlen tagesfüllende Organisation ansteht?
Heute Nacht bewegte mich beispielsweise die Frage, ob Peter Tschentschers afghanische Mutter (wusste ich gar nicht!) in unserem Wahlbezirk für die Wahl zugelassen ist. Das wiederum hatte viele ermüdende Telefonate mit dem Wahlamt zur Folge. Nennt mich Seherin, wenn genau dieser Fall am Sonntag eintritt.



Dienstag, 25. Februar 2025

Nach der Wahl ist vor der Wahl

Wo war eigentlich dieses Wochenende, von dem alle immer sprechen? Bei mir hielt es leider keinen Einzug. Am Sonnabend musste ich zwar bloß ins Bezirksamt, um Unterlagen abzuholen, ins Wahllokal, um Tische und Stühle zu rücken und Pappkabinen aufzubauen, zur Bank, um passende Scheine für die Aufwandsentschädigungen zu besorgen, und zu Hause einen Kuchen fürs Team zu backen sowie die Süßkram-Boxen für die Wartenden zu beschicken. Doch am Sonntag folgte die ununterbrochene 14-Stunden-Schicht im Wahllokal, die zu meinem Leidwesen bereits kurz nach sieben Uhr morgens, manche sagen auch: nachts, begann. Sicher, die Zeit verging noch schneller als an einem herkömmlichen Wochenende, die Stimmung war allzeit gut bei uns und es hat oftmals Spaß gebracht. Dennoch startete ich die Woche verschlafener als üblich. Bin gespannt, wie sich die Steigerung zu Beginn der nächsten Woche anfühlen wird. Am Ende bestimmt alles wie weggeblasen, wenn ich einen Handschlag o.ä. vom Ersten Bürgermeister bekomme. Wenn nicht, lege ich diesen Ehrenamt-Marathon nie wieder ein.



Donnerstag, 13. Februar 2025

Ein Tag

What a Diff‘rence a Day Makes. Keine 24 Stunden vergangen und schon sieht alles unvorstellbar anders aus. Und fühlt sich vor allem anders an. Schnee zur Begrüßung passt zwar wunderbar zu meinem in Watte gehüllten Hörvermögen (Flug und Schnupfen, keine Traumkombi), wäre aber meinetwegen nicht nötig gewesen. Ich glaube, ich bestelle ihn ab.





Dienstag, 11. Februar 2025

Allein zu Haus

Diesmal bereitet es mir weniger Freude als sonst allein in der Ferne zu sein. Vermutlich hängt es weniger damit zusammen, mediterrane Romantik mit niemanden teilen zu können. Vielmehr liegt es wahrscheinlich daran, dass dieser Zustand nicht mehr exklusiv dem spanischen Refugium vorbehalten ist, sondern auch in unserem beschaulichen Dorf herrscht. Beide Kinder ausgezogen habe ich dort ebenfalls eine Wohnung - und einen Kühlschrank! - für mich alleine. Da fehlt hier ein wenig der Reiz des Besonderen. Was allerdings nicht bedeutet, dass ich hier nicht wärmeres Klima genieße und mich die anstehende Rückkehr in die norddeutsche Kälte gruselt. 
Ein Vorteil des Alleinseins liegt darin, mich an den Orten aufzuhalten, an denen ich sein möchte. Wäre ich mit meinen Kindern im Alter von eins bis fünf hier am Strand gewesen, weiß ich, ich hätte mich vor dem spanischen Feierabend - und der ist bekanntlich spät - nicht von der Stelle bewegen dürfen: Nicht nur ein kilometerlanger Sandkasten, Wasser, Fische, Krebse und weiteres Getier, nein, auch noch echte Laster und Schaufellader in Aktion! Doch ich kann einfach so weitergehen.





Sonntag, 9. Februar 2025

Ein bisschen Frühling

Die Einheimischen hatten recht. Ich hätte besser aufpassen müssen. Doch wäre weiterarbeiten eine Alternative gewesen? Ich glaube nicht. Ebensowenig wie ich glaube, dass die Erkältung von kalten Füßen oder nassen Haaren kommt. Dafür passt das Timing nicht. Wenn der Schnupfen genau in dem Moment aufkreuzt, in dem sich die erste, vorsichtige Freude über vier freie Tage in sonnigem Umfeld breitmacht. Die gute Laune bleibt seit Donnerstagabend dennoch 
genau wie das Wetter ungetrübt. Selbst Schniefen ist schöner im Sonnenschein. Es kann kein Zufall sein, dass ich ebenfalls an diesem Abend die Gelegenheit geboten bekam, den Pinocchio unter den Zitronen klauen zu können. Er soll sicherlich die Hiesigen an die Lüge erinnern, dass offene Schuhe und Erkältung zusammenhängen.






Montag, 3. Februar 2025

Montag eben

Wieder einmal habe ich es geschafft, bis zum Ende der Hinrunde nasse Hosenbeine zu haben. So weit, so normal, möchte man denken. Doch ich muss vorwegschicken, dass ich in der hiesigen „Kältewelle“ (arktische Höchsttemperaturen von max. +15°) ganz vernünftig lange Hosen, Strümpfe und geschlossene Schuhe trage. Somit habe ich mich immer ein paar Meter von der Wasserkante entfernt gehalten, als ich nach getaner Arbeit den Strandspaziergang antrat. Was kann ich dafür, wenn sich ein badender Dackel so sehr freut mich zu sehen, dass er schleunigst sein Meerbad beendet, um mir an den Beinen hochzuspringen? Die halbherzigen Kommandos seines Herrchens hielten ihn definitiv nicht ab. Im Grunde kann ich froh sein, keine Dogge angetroffen zu haben. So geht die Nässe nur bis knapp übers Knie. Und ohne wäre es wohl auch nicht authentisch.



Freitag, 31. Januar 2025

Im Süden

Die Dienstleistungsmentalität kann ich auch im Privaten nicht ablegen. Daher möchte ich die gestern auf dem Münchner Flughafen hinzugewonnenen Informationen einer breiteren Zielgruppe nicht vorenthalten. Vom Haartourismus in die Türkei wusste ich wohl. Die offensive Werbung dafür kannte ich bisher nicht. Aber vielleicht tummele ich mich einfach zu selten auf Flughäfen oder bin nicht aufmerksam genug für ungemein pfiffige Wortspiele. Aus irgendeinem Grund bin ich ganz froh, die Dienste - bisher - nicht in Anspruch nehmen zu müssen.



Sonntag, 26. Januar 2025

Das Orakel

Mein aktuelles Horoskop kommt vom Tourismusverband des Sehensuchtsortes. Genau dem, der dafür sorgt, im rechten Moment Möwen und Segelboote vorbei zu schicken, damit Fotos möglichst pittoresk oder gar insta-tauglich werden. Nicht nur sie befeuern, die Hansestadt sofort in Richtung Süden verlassen zu wollen. Es liegt auch an diesem Januar, der in vielerlei Hinsicht noch öder als viele seiner Vorgänger ist. Das einzig Stechende ist die Tristesse, ganz sicherlich nicht winterlich-waagerechte Sonnenstrahlen. Wie gut, dass ich den anstehenden Ortswechsel zusätzlich durch ein dieswöchiges Jubiläum motivieren kann. Gratuliert mir zu hölzernen Scheidung!



Mittwoch, 15. Januar 2025

Saison

Nun also beginnt die Zeit des Jahres, in der sich in der Wohnung an den merkwürdigsten Stellen Tannennadeln finden lassen. Sie dauert ungefähr ein Dreivierteljahr und endet erst kurz bevor der nächste Adventskranz mit neuen Nadeln Einzug hält. Es war nicht einmal so, dass der abgewrackte Weihnachtsbaum unglaublich genadelt hätte. Es lag vielmehr daran, dass meine Strategie, ihn aus dem Haus zu expedieren, nicht die beste war. Wenn man bei so viel Gezerre und Gefluche überhaupt von einer strategischen Maßnahme sprechen darf. In der Wohnzimmertür feststeckend musste ich zunächst über den verkanteten Koloss staksen, um eine Säge zu holen und ihn in zwei Teile zu zerlegen. Selbst dieses Portionieren reichte nicht, um den unteren Teil durch die nächste, etwas schmalere Haustür zu bekommen. Immerhin war es unterdessen etwa 22 Uhr an einem frostigen Montagabend. Ich lief also nicht Gefahr, von allzu vielen Menschen dabei gesehen zu werden, wie ich zwischen Baum und Türrahmen feststeckte. Mit roher Gewalt bekam ich schließlich auch das dicke Ende an den Straßenrand gezogen. Wenngleich ich befürchte, den letzten Abholungstermin verpasst zu haben. Das zweigeteilte Mahnmal an der Straßenecke wird mich vermutlich ähnlich lange wie die Nadeln in der Wohnung an letztjährige Festtage erinnern. Egal. Sonntagabend in trauter Dreisamkeit noch ein letztes Mal vor dem illuminierten Weihnachtsbaum zu sitzen, war zu schön. Unsere Feiertage enden immer erst nach dem Geburtstag der Tochter, so will es das Gesetz!







Freitag, 10. Januar 2025

Das Jahr ist noch lang

Überraschend, dass nicht auf zwei bis drei Arbeitstage automatisch zwei freie folgen. Das hatte ich anders in Erinnerung. In der Form gefällt mir das neue Jahr noch nicht so gut. 
Überraschend auch, wie sehr mich das Weihnachtsgeschenk des Sohnes erfreut. Für euch erfahrene Turbanhandtuchnutzer sicherlich nichts Neues, für mich eine Offenbarung: Ein Handtuch, das nicht bei jeder Bewegung vom Kopf fällt, aus dem nicht irgendwelche Strähnen ein kaltes Rinnsal den Rücken herunter produzieren und mit dem das glamouröse Selbstgefühl einer Fünfzigerjahre-Badenixe entsteht, wenn schon nicht aus Hollywood, dann wenigstens aus Bonn-Bad Godesberg.
Weniger überraschend, dass bei dem selbst für diese Saison dunklen und nassen Klima meine Haut ihren Unmut kundtut. So lebe ich auch im neuen Jahr nach dem Grundsatz „Wenn‘s blutet, juckt‘s nicht mehr“. So weit so normal. Allein mit der Umsetzung guter Vorsätze - Fitness, Alsterschwimmhalle etc. - wird es schwer. Muss ja nicht alles gleich im Januar passieren.