Der ungeplante Ausflug war klimatisch zwar nicht die erhoffte Offenbarung, brachte aber zumindest eine Mittagspause in den tobenden Fluten mit sich. Hätte man außerhalb der Saison Interesse an Baywatch, wäre mit Sicherheit die rote Fahne gehisst worden. So konnte ich ungestört in die meterhohen Wellen. Am Tag danach (und davor) war es bei uns ausschließlich herbstlich. Das Mittelmeer erinnerte an die Nordsee, und war dafür überraschend lange zu sehen. Begleitet wurde der blanke Hans standesgemäß von anständig Wind und Regen. Doch zum Glück blieb unser Ort von Schlimmerem verschont. Wir wunderten uns eher über die ständigen spanischen Warnmeldungen auf unseren Telefonen. Erst am Folgetag, als wir unseren Weg in Richtung Frankreich antreten wollten, wurde uns das ganze Grauen bewusst. An einer Stelle senkrecht weggebrochener Boden, der fünf Meter in die Tiefe führt, an der anderen trockener Boden. Auf der einen Seite geflutete Felder, auf der anderen die übliche Herbsttrockenheit. Gesperrte Straßen, voll mit Schlamm, Palmenresten und Schilf, zusammengebrochene Telefonnetze, vom Internet ganz zu schweigen. Alles erinnerte an Element of Crimes „Am ersten Sonntag nach dem Weltuntergang“. Für den Teil, der normalerweise maximal eine Stunde braucht, waren wir vier Stunden unterwegs. Und am Ende doch dankbar, dass unser einziges Problem darin bestand, zu spät fürs Abendessen in Frankreich anzukommen.
Unwirklich, dass nach all dem Regen heute in Frankreich die Sonne schien. Noch unwirklicher, dass das Auto repariert war. Laut dem freundlichen Mechaniker war das Getriebe wirklich platt, aber jetzt wieder bestens hergestellt. Freundliche Konversation, Übergabe, Bezahlung und Abfahrt waren am Ende in weniger als einer Viertelstunde erledigt. Etwas weniger schnell ging anschließend jedoch die Abgabe des Mietwagens vonstatten. Das freundliche Personal verstand sich eher auf Autos als auf Tarifberechnung. Die unglaublich hohen Beträge mussten erst am Computer, dann am Smartphone und finalement am Taschenrechner überprüft werden. Um zuletzt im Plenum diskutiert zu werden. Während man in Villeneuve noch debattierte, hatte Neustadt - ganz sales boches - den horrenden Betrag bereits abgezählt. Mit Zeitverzug ging es weiter, zumal bestens gelaunt wegen des unverhofften Autotauschs und des vertrauten Gefährts. Nichts geht doch darüber, am Ende eines erfolgreichen Tages in sein großes Bett zu fallen.
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