Eierkopp und Helga
Donnerstag, 12. Juni 2025
Nachlese Pfingsten
Das Wetter passte nicht zu den Feiertagen. Für Weihnachten wäre es ok gewesen, für Ostern vielleicht auch noch, aber für die letzten Feiertage vor dem Herbst (zumindest für uns betriebsame Norddeutsche) lag es selbst unter dem regionalen Niveau. Der schwäbische Besuch war dennoch bägeischdärd. Mit viel Wasser konnte Hamburg wirklich aufwarten. Und mit frischem Wind. Beides vermisse man in Stuttgart und Umgebung schmerzlich, hieß es. Währenddessen trieb sich die Tochter ganz im Norden Deutschlands (laut Telekom: „Willkommen in Dänemark“) auf einem Campingplatz an der Ostsee herum. Dort wurde sie mit Mittelfinger und Mahnungen gemaßregelt, weil sie sich erdreistet hatte, nicht genau die ausgewiesenen Wege zu nutzen und auf die Wiese eines Stellplatzes getreten war. Manchmal mäkele ich an Hamburg und viel seltener sogar an unserem beschaulichen Dorf herum, weil es eben nicht Hauptstadt ist. Doch wenn ich mir die Alternativen ansehe, bin ich sehr zufrieden hier. Mit dem Angebot, der Freiheit, der Luft, dem „Springbock-Bett“ (neues schwäbisches Zitat) und vor allem einem neuen Badezimmer.

Donnerstag, 5. Juni 2025
Monatsanfang
Der Start des Juni lief anders als geplant. An seinem ersten Tag, dem Sonntag sollten die Fahrräder aktiviert werden, indem sie ganz entspannt mit der neuen Kompressionspumpe aufgepumpt würden. Mit Chance würden sie - weil das kleine Kästchen die anstrengende Pumparbeit übernehmen sollte - anschließend von Staub und Spinnenweben befreit. Diese Tagesordnungspunkte klappten einigermaßen, letzterer vor allem durch den Regen- und Hagelschauer, der einiges an Verwahrlosung abspülte. Der allerdings dazu führte, dass die Nachbarin und ich uns an die Hauswand drückten, um nicht selbst in die Wassermengen zu geraten. Während die Katze um meine Beine scharwenzelte, dachte ich darüber nach, die Hose wegen der Tierhaare anschließend waschen zu müssen. Das fand ich ein wenig ärgerlich, hatte ich doch den ersten Teil der Nacht von Freitag auf Samstag damit verbracht, mein Schlafzimmer von Katzenrückständen zu befreien (der Handwerker hatte verständlicherweise nicht aufgepasst, sich neben dem Badezimmer noch um allzu neugierige Viecher zu kümmern). Um die Hose hätte ich mir keine Gedanken machen müssen. In kürzester Zeit stand ein Kinderbadesee direkt am Haus, und noch viel bedrohlicher, über meinem Keller. Dieser hielt sich beständig, da das Siel (andernorts: der Gully) vollständig verstopft war. Wenig hilfreich war in diesem Zusammenhang die Glasfaserverlegung am Freitag zuvor. Wurden doch alle Pflastersteine des Gehwegs entnommen und mit viel Sand wieder eingesetzt. Dieser bildete mit all‘ dem, was die Bäume vorher abgeworfen hatten, eine wunderbare Spachtelmasse. Der Unterwassergully war nur zu finden, indem wir die genauen Abstände zwischen ihm und den anderen beiden skalierten. Dabei traf ich eine Ratte, die sich in den trockensten der drei geflüchtet hatte. Die Begegnung jedoch erhöhte nicht unbedingt die Bereitschaft, weiter durchs knietiefe, undurchsichtige Wasser zu waten. Als Pfadfinderinnen im Geiste machten wir uns dennoch daran, ein wenig Sturmflut 62 nachzuspielen und mit Eimern, Töpfen und Schippen die Wassermassen abzutragen. Unser Enthusiasmus erlahmte etwas, als eine regennasse Nachbarin ohne ihren Mann vom Fahrradausflug zurückkehrte und staunend fragte: „Ist das Siel verstopft?“ Ich war kurzzeitig versucht, sie vom Rad zu ziehen, ihren Kopf ins brackige Wasser zu stuken und mich bei ihr zu erkundigen, wonach es denn aussehe. Meine gute Kinderstube hielt mich davon ab. Wir ackerten weiter, bis der See inklusive Sediment abgetragen war. Anschließend war nicht nur die Hose reif für die Wäsche. Auch der Rest von mir. Die Schuhe, Pseudo-Adiletten mit rosa Kunstpelz, gar ein Fall für die Tonne. Die Tochter kommentierte es am folgenden Tag damit, ihr Bruder werde traurig sein, seine (!) Lieblingsschlappen nicht mehr nutzen zu können. Auch in unserem beschaulichen Dorf müssen wir Rückschläge hinnehmen.
Samstag, 31. Mai 2025
Alles neu macht der Mai
Höchste Zeit diesen Monat zu bilanzieren. Das Wetter gab bis auf den heutigen Tag nicht viel her, im Grunde war es zu kalt und lange Zeit zu trocken. Umso aufregender war alles andere. Eine Baustelle im eigenen Haus, ein Konzert, ein Salon mit illustrem Speaker, ein dreitägiger Besuch des Sohnes, lange Nächte und einen „Dekonstruktionsauftrag“ erhalten. Da soll noch jemand sagen, im fortgerückten Alter passiere nichts mehr. 
Wie aufregend wird erst der kommende Monat, wenn die Baustelle keine mehr sein wird. Ich kann es kaum erwarten. So richtig weiterentwickelt habe ich mich wohl nicht seit dem Weihnachten, als ich vier Jahre alt war.
Freitag, 23. Mai 2025
Aber schön
Schön ist es, mit der Tochter auf ein Konzert zu gehen.


Noch schöner ist es, wenn das Resümee des Abends sehr ähnlich ausfällt und von der Tochter mit „solide“ besser beschrieben wird, als ich selbst es vermochte. Wenn im Anschluss vor der Tür einer der Musiker nach Feuer fragt und sich nicht nur dafür, sondern auch für unser Kommen bedankt, geht die Bewertung nachträglich noch ein wenig nach oben. Schön auch, dass die Tochter meine Bemerkung, sie habe den Altersschnitt des Abends deutlich gesenkt, mit dem Statement „Du aber auch“ retourniert.
Weniger schön, dass es sich als unmöglich erwies, direkt vor Ort ein Taxi zu bekommen. Die Bestellung („Ihr Wagen kommt in 9 Minuten, VW Touran mit dem Kennzeichen HH-TY…“) klappte nicht, weil der Fahrer achtlos an uns vorbeirauschte, auf der Anzeige der App verschwand (HVV-Style), und mich höchstwahrscheinlich der vermeintlich verprellte Fahrer anschließend auf dem Fußweg zur S-Bahn telefonisch terrorisierte. Fun Fact: Die nächste S-Bahn hätte dann eine Viertelstunde gebraucht, um zu erscheinen. Dann eben von dort aus ein Taxi, das uns geräuschlos bis vor die Haustür brachte.
Zuspruch und Positives ist so wichtig in dieser schweren Zeit, in der uns „unser Geselle Dennis“ fehlt, weil er mit seinen Arbeiten weltmeisterlich vier Tage vor der Zeit fertig geworden ist, und nun die heimische Baustelle auf Weiteres ruht.
Mittwoch, 14. Mai 2025
Weiter so?
Meine Fähigkeiten zur Orientierung sind ähnlich gut ausgeprägt wie die handwerklichen. Muss man mir erst einmal nachmachen, in einer Stadt, in der ich seit etwa dreißig Jahren lebe, zweimal an einem Tag jeweils zwei Stunden zu spät zu Verabredungen zu kommen. Nicht etwa, weil die Umstände widrig gewesen wären sondern hauptsächlich, weil ich Wege mit ÖPNV oder zu Fuß offensichtlich nur bedingt bewältige. Dazu gehören: Bis zur Endhaltestelle zu fahren, um dort festzustellen, dass man vorher hätte umsteigen müssen; mit der Ringbahn etwa 300° zu fahren anstelle der kürzeren 60° (und dabei auch noch ohne Not mitten in den Hafengeburtstag zu gelangen); am U-Bahnhof unweit des heimischen selbst mit Telefon in der Hand nicht zu wissen, in welche Richtung zu gehen ist; meilenweit am Zielort vorbeizugehen, um dann auf dem Rückweg im Nachbarhaus inmitten eines Kindergeburtstags zu landen usw. usf. Es fiele mir also leicht, in Sachen Handwerksarbeiten zu brillieren. Doch es gelingt mir nicht ganz. Am letzten Sonntag wollte ich endlich die neuen Rauchmelder installieren. Dass ich im Zahlenraum eins bis zehn patzte und ein Gerät zu wenig aus dem Keller holte, Schwamm drüber, war schließlich Wochenende. Auf meinen ausgedehnten unterirdischen Besuchen konnte ich immerhin entdecken, dass es Nachbarn gibt, die in praktischen Dingen noch ungeschickter sind als ich: Ein verirrtes Eichhörnchen sollte durch eine quer aufgestellte Yogamatte am Kellerdurchgang gehindert werden. Als ob sich irgendein kletternder Nager von etwa 40cm weichem instabilen Hindernis von irgendetwas abhalten ließe. Als ich endlich die korrekte Anzahl Rauchmelder vor Ort hatte, studierte ich zunächst die Bedienungsanleitung und stieg dann auf die Leiter. Zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, die Halterung der alten Modelle funktionierte durch Eindrehen, die aktuelle regelt es anders, nämlich durch Kleben. Ich bin bestimmt keine DIY-Koryphäe (siehe oben), doch meinem Materialgefühl widerstrebt es, etwas auf einen unebenen Untergrund (Drehmechanismus) zu kleben. Doch kann ich nur mit dem arbeiten, was mir zur Verfügung steht. Und das sind schließlich die anzuklebenden Premium-Rauchmelder mit einer Lebensdauer von zehn Jahren. Seit der Installation regnet es in jeder Nacht mindestens einen. Wenn es gut läuft, gehen sie dabei nicht kaputt und ich kann sie am Morgen wieder befestigen. Jedenfalls weiß ich, womit ich die nächsten zehn Jahre verbringen werde. Umso besser, dass ich die echten Bauarbeiten den Profis überlassen kann. So habe ich wohl in zehn Tagen ein Deluxe-Badezimmer. Zum Glück ohne Rauchmelder und allzu große Gefahr, mich dort zu verlaufen.
Freitag, 9. Mai 2025
Früh aufstehen
Wenn ich derzeit bei der Arbeit aufschlage, sogar eher früher als sonst, habe ich mein Tagewerk schon fast vollbracht. Absprache mit Handwerkern, Nachbarn, Umdisponieren, Platz schaffen und so weiter und so fort. Es klappt für die Uhrzeit überraschend gut. Nehmt das, Elbtower, Elbphilharmonie, Flughafen BER, Stuttgart 21: Wir liegen deutlich vor dem Zeitplan! Es wird einem aber nichts geschenkt. Heute früh kurz nach sieben beispielsweise musste ich erstens erkennen, dass der weiße VW-Transporter auf dem unter Mühen organisierten Parkplatz nicht von meinem Handwerker genutzt wurde (ohne klare Sicht schwer auszumachen, dass der Wagen nicht zur Firma Mogck, sondern zur Firma Schrum gehörte) und zweitens den falschen Klempner fortjagen. Dann Smalltalk und Lagebesprechung mit dem richtigen Fliesenleger. Der wiederum erfreute mich durch sein Statement zum Badezimmer, wie es der Sanitärkollege hinterlassen hat: „Das sieht doch schon ansehnlich aus!“
Dennoch fiebere ich dem Wochenende entgegen, denn da darf ich ausschlafen. Mein Biorhythmus ist einfach nicht gemacht für die Kernarbeitszeiten des Baugewerbes.
Freitag, 2. Mai 2025
Raus zum ersten Mai
Den Tag der Arbeit habe ich dieses Jahr wirklich ernst genommen. Nicht etwa zum Demonstrieren - damit rechnen sie bloß. Nein, zum Arbeiten. Zwar hatte ich aus gutem Grund den Laptop in einem der normalerweise hart umkämpften Spinde in der Agentur eingeschlossen (langsam kenne ich mich doch…), doch auch zu Hause warteten - und warten noch immer - eine Vielzahl an Aufgaben. So beispielsweise Balkon II, der dringend nach Aufarbeitung verlangte. Nachdem ich eine Zeit lang auf Balkon I die Sonne genossen hatte, machte ich mich reichlich spät ans Werk. Um dann in Bestzeit auch Nummer zwei klarzumachen und mich anschließend mit reichlich Eiweiß beim Grillen mit den Nachbarn zu belohnen. Positiver Zusatznutzen: Während des lauen Grillabends erstens entspannt anderen Nachbarn beim Umzug zuzusehen und zweitens das Trocknen des Holzöls zu betrachten.
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