In gleicher Konsequenz sorgen Pickel und Plautze - induziert durch fettes Festmahl - für eine höhere Wahrscheinlichkeit, gute Vorsätze fürs neue Jahr umzusetzen. Demnächst könnte mir der Weg zur Alsterschwimmhalle wieder in den Sinn kommen, und Karten kurz nach Jahreswechsel haben auch etwas.
Dienstag, 31. Dezember 2024
Alle Jahre wieder
Endlich habe ich eine Erklärung. Das üppige Essen über die Weihnachtszeit sorgt für das nötige Phlegma, um nahezu kein schlechtes Gewissen mehr zu haben, was alles noch hätte getan oder erledigt werden müssen. Ich zum Beispiel habe weder eine einzige Weihnachtskarte verschickt noch auf die virtuellen und postalischen Wünsche reagiert, die ich trotz meiner Saumseligkeit bekommen habe. Beim Sport war ich auch bestenfalls sporadisch. Normalerweise nagte so etwas sehr an mir. Jetzt blitzt nur selten ein solcher Gedanke auf, um spätestens zur nächsten Mahlzeit verschüttet zu werden. Währenddessen fallen mir außerdem Argumente wie die vielen unverrückbaren Termine der Saison oder „Wie denn, mit bis zu elf zu versorgenden Personen an jedem Weihnachtstag?“ oder „Ich bin schließlich an jedem Arbeitstag zwischen dem 23. Dezember und dem 6. Januar in der Agentur.“ ein.
Montag, 16. Dezember 2024
Ist so
Die Welt ist schlecht. Sagte schon Fil am Donnerstag. Das liege daran, dass sie von Gott geschaffen sei, und der so aussehe, wie Kinder ihn sich vorstellen: ein alter weißer Mann. Ich bin gewillt, ihm recht zu geben. Nicht nur, dass wir seit über zwei Wochen nicht mehr die Sonne gesehen haben (dadurch wirkt die Weihnachtsbeleuchtung draußen wie drinnen immerhin schon tagsüber) und ich seit fast genauso langer Zeit Nasenbluten und Rückenschmerzen habe. Zusätzlich ist meine hoch geschätzte Vileda-Wischmopp-Zentrifuge im Eimer (sic!). Als ob das nicht genug wäre, geht der Tesafilm noch vor dem Geschenke-Einpacken zur Neige, weil ich so viel für Amaryllisstengel verwenden muss. Dann ist mir heute Morgen nach dem Duschen die Unterwäsche vor dem Anziehen in die gerade benutzte, ergo nasse, Duschwanne gefallen. Wer mich besser kennt, weiß, ich ziehe das Farbkonzept der Oberbekleidung auch bei der Unterbekleidung durch - sonst habe ich kein Selbstvertrauen. Allerdings ist mein Kontingent an Farblich-Passendem begrenzt. So musste es nasse Wäsche sein. Im Winter bestimmt gut gegen Rückenschmerzen. Doch was wirklich am schwersten wiegt: Der Wichtel hat einen Tennisarm vom ewigen Winken.
Dienstag, 10. Dezember 2024
Schwierig
Wie jedes Jahr finde ich den Winter schwer zu ertragen. Und jedes Jahr wird er ein größerer Angang, scheint mir. Morgens irgendeinen Grund zu finden, in Dunkelheit und Kälte aufzustehen. Sich bei fast der gleichen Finsternis aus dem Haus zu trauen, um dann garantiert kalten Wind und mindestens Regen, wenn nicht gar Schneeregen, ins Gesicht zu bekommen. Anschließend in der U-Bahn, die bestenfalls wie nasser Hund riecht, auf viele schniefende Menschen zu treffen. Um den lichten Teil des Tages und ein paar Stunden darüber hinaus mit Arbeit zu verbringen. Danach den Rückweg anzutreten. Um zu Hause auf (selbst geschaffene) Unordnung und weitere Mahnmale zu treffen, für deren Beseitigung die Kraft fehlt. Im Dezember kommen viele Verpflichtungen und Treffen hinzu, die unbedingt noch vor Weihnachten stattfinden müssen. So viel zu Lichterglanz und Besinnlichkeit.
(Manchmal ist sogar das Licht an.)
Als Motivation ist „Ich habe ein Dach über dem Kopf. Muss nicht im zugigen U-Bahnhof auf kaltem Boden übernachten.“ und „Ich muss mir nicht ganz so viele Sorgen über die Zukunft machen.“ zwar sinnvoll, aber auf Dauer eben nur mäßig geeignet. Vielleicht halte ich mich lieber daran, dass es keine zwei Wochen mehr dauert, bis die Tage wieder länger werden?
(Manchmal ist sogar das Licht an.)
Dienstag, 3. Dezember 2024
Endlich
Während ich in letzter Zeit häufig stumm war, weil außer Arbeit nichts passierte, war ich es jetzt, weil ich zunächst einmal viele Schritte und ebenso viele Eindrücke verarbeiten musste. Allem voran ein verlängertes Wochenende in Berlin. Das konnte durchgezogen werden, obwohl uns die Bahn Wackersteine in den Weg legte. Schon Anfang der Woche gab es noch größere Schwierigkeiten als sonst, die Strecke Hamburg-Berlin (oder Berlin-Hamburg) zurückzulegen. Noch am Donnerstag schien es unmöglich. Ein gewisses Umdenken lässt sich in unseren Köpfen bemerken, denn erst sehr spät und nach längerem Hin und Her kam die Idee, stattdessen mit dem Auto zu fahren. Ewig nicht mehr gemacht. Enttäuschend lediglich, dass nicht wie früher nach Gudow der Himmel aufriss. Obwohl das Wetter anfänglich nicht mit uns war, überzeugte Berlin auch in grau. Einzig der kurze Ausflug ins Theater im Osten wurde mit der S-Bahn bestritten, ansonsten streiften wir zu Fuß durch den Westen. Besonders schön: Den Adventskalender persönlich an den Sohn übergeben zu können. Er erfreute sich zusätzlich daran, an einem U-Bahnhof ausgestiegen zu sein, den es namensgleich in Hamburg und Berlin gebe. Die kleinen Freuden der Gen Z.
Zum Ende der Berlinreise ging es zurück zu den Wurzeln, eine Runde um den Schlachtensee. Zum Glück war das mit den Wurzeln nicht wörtlich gemeint, denn zu meiner Freude stellte ich fest, die Wege sind unterdessen deutlich besser geebnet als zu meiner Kindheit, als ich müde oft über die überirdischen Exemplare stolperte. Die Gespräche der anderen oszillierten zwischen „Wirtschaft ist moralisch verwerflich.“ „Voll, Dicka, voll!“ und „Is‘ dit n‘ Wettaschen?“. Bei besagtem Wetter ging’s zurück - und es hielt sich sogar bis zur Hansestadt. Die Rückkehr fiel allein deswegen nicht so schwer, weil ich am nächsten Tag den Adventskalender an die Tochter überbringen wollte. Erster Dezember inklusive erstem Advent auf der Veddel. Die Tochter warnte mich, ich solle mich „warm anziehen, es sei eisig draußen“. Verkehrte Welt kann auch ganz schön sein.
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